Geld- und Fiskalpolitik

Wachstum runter, Inflation rauf – Fed bleibt vorsichtig

Die US-Notenbank rechnet mit schwächerem Wachstum und höherer Inflation. Zinssenkungen rücken damit in die Ferne – doch die Börsen halten sich stabil.

David Giesecke,
Hauptsitz der Fed in Washington D.C., USA
Hauptsitz der Fed in Washington D.C., USA © U.S. Government work

Wie erwartet beließ die US-Notenbank den Leitzins unverändert bei 4,5%. Interessanter waren jedoch die aktualisierten Dot-Plots – die Zinsprojektionen der einzelnen Fed-Mitglieder. Sie signalisierten eine hawkishere Tendenz: Sieben Mitglieder rechnen inzwischen mit keiner Zinssenkung mehr im laufenden Jahr; bei der vorherigen Sitzung waren es lediglich vier. Im Median erwarten die Mitglieder weiterhin zwei Zinssenkungen bis Jahresende.

Zölle bleiben Risiko für die Inflation

Auch das offizielle Statement der Fed enthielt relevante Änderungen. Die Passage zur konjunkturellen Unsicherheit wurde leicht entschärft: Während im vorherigen Statement noch von einer „steigenden wirtschaftlichen Unsicherheit“ die Rede war, heißt es nun, diese habe sich „gemindert“, bleibe jedoch „erhöht“. Trotz dieser vorsichtig optimistischeren Einschätzung senkte die Fed ihre Wachstumsprognose für das US-BIP spürbar – die Erwartung für 2025 wurde von zuvor 1,7 auf 1,4% nach unten korrigiert. Gleichzeitig hob sie ihre Inflationserwartung für das laufende Jahr von 2,7 auf 3,0% an. Damit rückt das Risiko einer Stagflation – insbesondere vor dem Hintergrund neuer Zölle – stärker in den Fokus.

Powell gibt sich hawkish

Die Märkte reagierten zunächst gelassen auf die Veröffentlichung: Trotz der etwas restriktiveren Dot-Plots legten die US-Indizes leicht zu – wohl auch gestützt durch bestehende Absicherungspositionen. In der anschließenden Pressekonferenz ließ Fed-Chef Jerome Powell jedoch wenig Raum für dovishe Interpretationen. Besonders seine Aussage, die Fed rechne in den kommenden Monaten mit einem deutlichen, zollbedingten Inflationsschub, belastete die Stimmung. Die Gewinne bröckelten: Nasdaq und S&P 500 schlossen nahezu unverändert, während sich der Russell 2000 mit einem Plus von 0,5% behaupten konnte.

Schließt sich das Zeitfenster für Zinssenkungen?

Trotz verbesserter Frühindikatoren hält die Fed an ihrem vorsichtigen Ausblick fest. Insbesondere die erneut steigenden Ölpreise (siehe dazu: „Wie Öl-Krisen die USA treffen“ und „OPEC-Schock als Wendepunkt – Haben wir das Tief bei Öl gesehen?“) erhöhen das Inflationsrisiko weiter. Dadurch könnte sich das Zeitfenster für Zinssenkungen im Jahr 2025 weiter verengen. Weder die aktuelle Dynamik bei den Rohstoffpreisen noch die konjunkturellen Signale sprechen derzeit für eine Lockerung der Geldpolitik. Für die Aktienmärkte muss das jedoch nicht zwingend negativ sein: Der anhaltende Abbau pessimistischer Wachstumserwartungen (siehe dazu die jüngste BofA-Umfrage von Juni) liefert weiterhin Nährboden für die Rally. Auch die Positionierung – insbesondere in den USA – lässt nach wie vor Spielraum nach oben.

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