sentiment

Märkte laufen voraus – Anleger bleiben skeptisch

Die Märkte preisen eine globale Erholung ein – Industriemetalle steigen, der Dollar fällt, und das US-Wachstum überrascht positiv. Doch viele Investoren sind noch nicht positioniert. Folgt jetzt eine Aufholjagd mit anschließendem Absturz?

David Giesecke,
Rund um den Globus steigen die Märkte
Rund um den Globus steigen die Märkte © AdobeStock

Die Märkte rechnen aktuell mit einer globalen wirtschaftlichen Erholung. Industriemetalle wie Kupfer, Platin und Silber verzeichnen einen Aufschwung und durchbrechen ihre bisherigen Hochs. Silber hatten wir in der vergangenen Woche zum Kauf empfohlen – exakt vor der beeindruckenden Rally, die das Metall nun zeigt. Die makroökonomische Dynamik wird zudem bestätigt durch die Outperformance von Finanzwerten gegenüber Versorgern seit den Markttiefs im April. Auch die GDP-Now-Prognose der Atlanta Fed dreht bereits deutlich nach oben. Für das zweite Quartal erwartet die regionale US-Notenbank ein Wirtschaftswachstum von beachtlichen 3,8%.

Anleger werden auf dem falschen Fuß erwischt

Viele Marktteilnehmer sind jedoch noch nicht auf einen Boom eingestellt. Insbesondere institutionelle Investoren hetzen dem Markt derzeit hinterher, was den perlenschnurartigen Anstieg an den Aktienmärkten erklärt. Laut dem US Recession Probability Index von „Bloomberg“ gehen Analysten weiterhin mit einer Wahrscheinlichkeit von 40% von einer Rezession aus. Vor allem in zyklischen Sektoren wie Industriemetallen, Öl und auch bei Aktien zyklischer Unternehmen dürften daher noch stark einseitige Positionierungen vorliegen. Bei anhaltend besseren Wirtschaftsdaten dürfte dies weitere Aufwärtsbewegungen auslösen.

Der schwache Dollar stimuliert

Der stimulative Effekt des stark gefallenen US-Dollars ist dabei nicht zu unterschätzen. Seit Jahresbeginn ist der Dollar-Index um knapp 9% gefallen, was insbesondere die in Dollar verschuldeten Schwellenländer spürbar entlastet. Die in den letzten Monaten eingepreiste „Risk-off“-Stimmung aufgrund der Angst vor einem Zollkrieg hat diesen stimulierenden Effekt jedoch nur unterdrückt beziehungsweise verzögert. In dem nun sukzessiv einsetzenden „Risk-on“-Umfeld kann der Impuls des schwachen Dollars voll durchschlagen.

Eine Rezession ist damit später noch immer möglich. Solange auch die noch zögerlichen Investoren in den Aufschwung „eingesogen“ werden, ziehen die Kurse weiter an. Erst wenn dieser Kaufdruck erschöpft ist, kann sich die konjunkturelle Abschwächung in der Breite durchsetzen und zur echten Rezession werden.

Abonnieren Anmelden
Zum PLATOW Brief