China – Staatsbetriebe stehen zu sehr im Rampenlicht

Die jüngsten Daten aus China lagen am unteren Rand der Erwartungen. Die Industrieproduktion notierte per Juli bei 6%, die Konsensschätzung lag bei 6,2%. Die Umsätze des Einzelhandels lagen mit 10,2% drei Zehntel unter der Erwartung (Konsens 10,5%) und auch unter dem Vormonat (Juni 10,6%). Die marginalen Differenzen zu den Erwartungen riefen neue Warnungen vor Problemen in China hervor, nicht zuletzt weil diese Daten auf dem Hintergrund der zuvor veröffentlichten Daten zum Außenhandel interpretiert wurden. Im Fokus stand der Exportrückgang um 4,4%, was schon fühlbar unter der Konsensschätzung von -3,7% lag. Der Importrückgang von 12,5% statt der erwarteten -7,4%, scheint auf einen regelrechten Einbruch der Binnennachfrage zu deuten.

Unterdessen haben wir es mit der Überzeichnung der realen Trends (Produktionsvolumen und Beschäftigung) durch Wechselkurseffekte zu tun: Die o. g. Daten ergeben sich auf Dollar-Basis, die Rechnung in Yuan liefert ein deutlich entspannteres Bild: Das Exportvolumen legte um 2,9% zu und die Importe gaben lediglich um 5,7% nach. Der Überschuss wuchs, auch in Dollar-Rechnung. Dennoch gibt es gute Gründe für die angespannte Stimmung trotz akzeptabler Zahlen. China schiebt mit den immensen Schulden, vor allem den Staatsunternehmen, ein Strukturproblem vor sich her, wie der IWF jüngst anmahnte. Die Gesamtschulden (brutto) aller Sektoren liegen bei 245%, die der Unternehmen bei 145% (jeweils bezogen auf das BIP). Das liegt durchaus im Rahmen des Üblichen, Sorgen macht eher das Tempo der Verschuldung: Diese sind allein 2007-2014 um das Vierfache gewachsen. Hinter diesem Tempo steckt ein Politik-Problem. Die Regierung in Peking versucht durch eine (allzu) expansive Konjunkturpolitik das Wachstum hoch zu halten und handelt sich damit gefährliche Nebenwirkungen ein. Zunächst wird das Tempo des technischen Fortschritts und damit das Produktivitätswachstum gebremst weil insbesondere viele ineffiziente Staatsbetriebe künstlich am Leben erhalten werden, die der privaten Konkurrenz den Raum zum Wachsen nehmen. So entfallen rund 50% des gesamten Bankenkredits auf die (nicht finanziellen) Staatsunternehmen, die mit dieser Kapitalausstattung aber nur rund 20% der Wertschöpfung liefern: Die Mittel werden offenbar suboptimal genutzt, die kurzfristige Stützung des aktuellen Wachstums verkleinert die Potenziale in der Zukunft.

overlay

Kennenlern-Angebot für PLATOW Emerging Markets
1 Monat unverbindlich für 7,99 EUR testen

  • DAS Aktien-Briefing für die Emerging Markets
  • 1x wöchentlich Marktanalysen und konkrete Aktienempfehlungen aus Osteuropa, Asien und Lateinamerika
  • Transparent geführtes Musterdepot
  • inkl. Immobilien Report mit fundierten News & Analysen zu Aktien und Fonds

ARTIKEL DIESER AUSGABE

18. August 2016

Cemex setzt auf USA (und Trump)

Der größte Zementhersteller auf dem amerikanischen Kontinent Cemex fasst nach der Beinahepleite während der Finanzkrise immer besser Tritt. Im Q2 legte der Gewinn um 81% auf 205 Mio.... mehr

18. August 2016

Latam Airline – Aufwind durch Qatar-Einstieg

Mit einer Millionen-Strafe machte Südamerikas größte Fluggesellschaft Latam Airlines zuletzt auf sich aufmerksam. Hintergrund sich Bestechungszahlungen der chilenischen Airline LAN,... mehr

18. August 2016

Alibaba hebt ab

Der Amazon-Rivale Alibaba bleibt auch im zweiten Quartal in der Erfolgsspur. Die Chinesen befinden sich in Shoppinglaune und kaufen kräftig auf den Online-Marktplätzen des Internetkonzerns... mehr

18. August 2016

Posco hadert mit US-Strafzöllen

Der Stahlkonzern Posco (Pohang Iron and Steel Company) ist der weltweit viertgrößte Hersteller von Stahl. Zwei Stahlwerke betreiben die Südkoreaner in der Heimat. Zudem haben sie durch... mehr

18. August 2016

Währungseffekte bremsen Yamaha Motor aus

Der starke Yen hat den Motorradhersteller Yamaha Motor im ersten Halbjahr ausgebremst. Wie das Unternehmen kürzlich bekannt gab, sank der konsolidierte Nettogesamtumsatz im Vergleich... mehr

18. August 2016

TICKER: SQM mit Chancen bei E-Autos

Der Abbau von Lithium wurde bisher von vier Firmen dominiert, den amerikanischen Albemarle und FMC, der chilenischen SQM und der chinesischen Sichuan Tianqi. 2015 produzierten diese vier... mehr