Unister-Tafelsilber unterm Hammer
Nach der Pleite des Internetkonzerns Unister (s. PLATOW v. 20.7.) will Insolvenzverwalter Lucas Flöther die Unternehmen der Leipziger möglichst ertragreich veräußern. Dass Google die Reiseportale Ab-in-den-Urlaub.de und Fluege.de wieder in der Suchmaschine listet, dürfte dabei hilfreich sein. Die ansteigenden Besucherzahlen hätten den Geschäftsbetrieb erheblich stabilisiert, so Flöther. Dennoch veranschlagt er den Wert der beiden Urlaubsportale mit 100 Mio. Euro deutlich niedriger als die Taxe des Managements noch vor einem Jahr. Potenzielle Käufer dürften dadurch angezogen werden.
Als prominentester Anwärter auf einen Kauf gilt der Medienriese ProSiebenSat.1. Der DAX-Konzern ist mit Portalen wie tropo.de und weg.de bereits gut im Reisesegment aufgestellt, will sich auf eine klare Antwort zu einem möglichen Interesse an den Unister-Hinterlassenschaften aber nicht hinreißen lassen. Auf dem Digitalmarkt werde nach interessanten Assets Ausschau gehalten, erfahren wir auf Nachfrage. Neue Akquisitionen müssten strategisch ins Portfolio passen und Wachstum liefern. Konzernchef Thomas Ebeling sah es bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen als seine Pflicht an, die Vor- und Nachteile einer Übernahme zu diskutieren. Ein Interesse wird ihm schon seit längerer Zeit nachgesagt. Am Geld dürfte eine Übernahme nicht scheitern. ProSiebenSat.1 machte im ersten Halbjahr 193 Mio. Euro Gewinn (+7%), bei einem Umsatz von 1,4 Mrd. Euro (+18%). Konkurrenz könnten die Münchner aus Berlin bekommen. Das Verlagshaus Axel Springer ist mit der @Leisure Group im Segment Ferien-immobilien vertreten. Im Mai kaufte die Tochter Traum-Ferienwohnungen. Eine Erweiterung des Reise-Portfolios könnte sich als lukrativ erweisen, zumal digitale Aktivitäten im ersten Halbjahr 67% zum Konzernumsatz (rd. 1,6 Mrd. Euro) von Axel Springer beitrugen. CFO Julian Deutz stellte jedoch klar, dass Springer kein Interesse an den Assets von Unister habe. Aber warum sollte er seine Karten schon jetzt offen legen? Der Bieterwettstreit um die Portale hat erst begonnen.
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