Bitcoins – Weltwährung adé?

Im Jahr 2009 kaufte der Norweger Kristoffer Koch für umgerechnet 27 US-Dollar 5 000 Bitcoins. Der Kauf geriet in Vergessenheit und erst im April 2013, als die Digitalwährung auf Grund rasanter Preisanstiege in den Fokus der Berichterstattung rückte, erinnerte er sich an sein Investment. Der Blick ins Depot dürfte unvergesslich gewesen sein. Aus den 27 Dollar sind 886 000 Dollar geworden. Allein im Jahr 2013 stieg der Wert von Bitcoins um 750%. Der Hype war geboren, das Ende der klassischen Währungen schien eingeläutet.

Doch seitdem hat der Ruf von Bitcoins enorm gelitten, Kritik und Warnungen wurden immer lauter. Hacker stahlen von der größten Handelsplattform Mt. Gox Bitcoins im Wert von 500 Mio. Dollar. Anfang 2014 musste sie schließen. Bis Jahresende fiel der Wert der Online-Währung um rd. 70%. Die Bitcoin-Börse Bitfinex aus Hongkong konnte sich seither als wichtiger Handelsplatz etablieren. Am vergangenen Mittwoch wurde auch sie von Hackern angegriffen. Der Schaden soll sich auf 58 Mio. Dollar belaufen. Der Bitcoin-Kurs brach erneut ein. Dabei war 2016 bisher ein gutes Jahre: Der Wert der digitalen Münzen stieg bis Mitte Juli um über 100%. Aktuell kostet ein Bitcoin rd. 530 US-Dollar. Bei seiner Einführung 2009 lag der Preis bei 2 Dollar. Für Anleger also durchaus eine Erfolgsstory, wenn auch mit Risiko. Denn Kursentwicklung und Handelbarkeit sind deutlich weniger vorhersehbar als bei klassischen Währungen. In Deutschland werden in Kürze erste Zertifikate handelbar sein. Aber das Online-Geld soll auch als globales Bezahlmittel dienen. Ob Käufe im Internet oder im Supermarkt via Smartphone, alles sollte über Bitcoin laufen. Die Realität sieht so aus, dass die Währung hauptsächlich von Kriminellen und Terroristen zum anonymen Geldtranfser genutzt wird. Die Bezahlmöglichkeiten im Alltag sind noch gering. Das verdeutlicht auch das Volumen der digitalen Währung: Alle Bitcoins dieser Welt sind 5,8 Mrd. Euro wert. Im Vergleich zur Euro-Geldmenge M3 mit 11 Billionen Euro sind sie eine Nischenwährung. Doch sollte man Bitcoins in einer zunehmend digitalisierteren Welt nicht ganz abschreiben.

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