US-Small Caps – Der unterschätzte Bullenmarkt
US-Nebenwerte bleiben trotz Allzeithochs unbeliebt – doch günstige Bewertungen, Liquidität und Skepsis könnten jetzt zum Turbo für den nächsten Aufschwung werden.

Nach vier Jahren zäher Seitwärtsbewegung und einem massiven Abverkauf im März melden sich die US-Nebenwerte eindrucksvoll zurück. Noch im November hatten sie im Zuge der Trump-Euphorie neue Allzeithochs erreicht, ehe der abrupte „Zollcrash“ sie binnen weniger Wochen nahezu auf die alten Bärenmarkttiefs von 2022 zurückwarf. Viele Anleger dürften sich dabei massiv verbrannt haben.
Historisch betrachtet entstehen aus derart tiefen Enttäuschungsphasen häufig kräftige Aufwärtsbewegungen. Das Trauma sitzt jedoch noch immer tief – und tatsächlich zeigen uns vorliegende Positionierungsdaten, dass Marktteilnehmer die Assetklasse derzeit weiterhin deutlich untergewichten.
Skepsis als Treibstoff des Aufschwungs
Bemerkenswert ist die anhaltende Skepsis: Selbst der jüngste Ausbruch auf neue Hochs geht mit weiteren Abflüssen aus dem iShares Russell 2000 ETF einher. Viele Investoren bleiben misstrauisch und fürchten, der Aufschwung könne nicht nachhaltig sein. Doch gerade diese Zurückhaltung könnte zum Treibstoff für die nächste Etappe werden.
Solange Kapital in den großen Index-Giganten geparkt bleibt, bleibt das Aufholpotenzial im Small Cap-Segment bestehen. Hinzu kommt das aktuelle „Melt-up“-Umfeld: Extrem niedrige Credit Spreads (Zinsaufschläge für schwächere Bonitäten) und reichlich Liquidität treiben Investoren entlang der Risikokurve nach oben – ein klassischer Rückenwind für kleinere, wachstumsstärkere Unternehmen.
Bewertungsvorteil und makroökonomischer Rückenwind
Auch fundamental spricht vieles für anhaltende Stärke. Das Bewertungsgefälle zwischen Small und Large Caps ist trotz der jüngsten Rally ungewöhnlich groß geblieben. Während Mega-Caps inzwischen wieder auf Bewertungsniveaus nahe der Dotcom-Ära handeln, notieren viele Nebenwerte weiterhin auf moderaten KGVs.
Nach Daten von Yardeni Research werden US-Small- und Midcaps derzeit mit einem Bewertungsabschlag von rund 30% gegenüber den Large Caps gehandelt – ein Niveau, das zuletzt Ende der 1990er Jahre erreicht wurde, bevor eine Dekade der Outperformance von Small Caps folgte. 2017 dagegen wurden die zweite und dritte Börsenreihe zeitweise sogar mit einer Bewertungsprämie gehandelt.
In einem Umfeld, in dem reale Renditen aufgrund steigender Inflationserwartungen und expansiver Fiskalpolitik negativ bleiben dürften, gewinnen wachstumsorientierte, risikoreichere Anlageklassen zusätzlich an Attraktivität. Die Kombination aus niedriger Bewertung, vernachlässigter Positionierung und reichlich Liquidität bildet damit den idealen Nährboden für eine Fortsetzung des Small-Cap-Bullenmarkts.