Erneuerbare Energien

Verbios Visibilität erhöht sich ab 2026 drastisch

Nach der herben Gewinnwarnung zum Jahresauftakt meldet sich die Verbio-Aktie zurück im Plus – doch wie steht es um die Visibilität des Geschäftsmodells? Im Gespräch mit Investor Relations klären wir, wo Chancen lauern, welche Risiken bleiben und warum besonders die USA Hoffnung machen.

Dominik Görg,
Verbio LKWs
Verbio LKWs © Verbio

Erstmals seit Jahresbeginn steht der Aktienkurs der Verbio-Aktie (13,00 Euro; DE000A0JL9W6) im laufenden Jahr im Plus, nachdem noch im Januar eine Gewinnwarnung den Markt erschütterte. Aufgrund der unsicheren makroökonomischen Lage haben wir für Teil zwei unserer Serie mit Investor Relations über die aktuelle Visibilität des Geschäfts des Biokraftstoffherstellers gesprochen.

Zum Jahresstart hatte Verbio seine EBITDA-Prognose für das Geschäftsjahr 2024/25 (per 30.6.) wegen technischer Probleme und schwacher THG-Quotenpreise gesenkt. Mitte Mai wurde diese Prognose mit den Q3-Zahlen am unteren Ende bestätigt – ein „mittlerer zweistelliger Millionenbetrag“. Doch wie belastbar ist diese Guidance überhaupt operativ? „Tatsächlich fahren wir aktuell aufgrund der THG-Quotensituation eher auf Sicht“, heißt es aus dem IR-Team. Die zugrunde liegende RED-III-Richtlinie wird voraussichtlich erst Anfang 2026 umgesetzt; der Entwurf liegt erst jetzt vor. Ursprünglich wurde wir mit einer Einführung bereits Ende Mai gerechnet. Die Preise für THG-Quoten, die 2022 noch bei 600 Euro pro Tonne CO2 lagen, notieren aktuell nur bei rund 125 Euro. In dieser politischen Trägheit – auf die Verbio keinen Einfluss hat – sehen wir derzeit das größte Risiko für eine belastbare Ergebnisprognose. Denn neben chinesischem Fake-Biodiesel tauchen inzwischen weitere Betrugsmodelle auf, etwa ist die Existenz von angeblichen HVO-Anlagen in den Vereinigten Arabischen Emiraten fraglich.

USA bieten mehr Chance als Risiko

Die zweite Baustelle – technische Qualitätsprobleme in den USA – ist laut Unternehmen inzwischen behoben. Bis Ende des Sommers soll die Auslastung der US-Anlage bei rund 80% liegen. Besonders attraktiv: Die kombinierte Produktion von Bioethanol und Biomethan auf Getreidebasis ist laut Verbio weltweit einzigartig. Das Verfahren erzeugt Biomethan als margenträchtiges Nebenprodukt – ein technologischer Vorteil in Effizienz und Kostenstruktur. Für die aktuelle Jahresprognose spielt der US-Produktionsanlauf zwar keine Rolle mehr. Ab 2026 rechnen wir dann jedoch mit positiven Impulsen für das Bioethanolgeschäft. Bislang hatten sowohl der Kapazitätsausbau in Nevada als auch die stärkere THG-Preisabhängigkeit beim Biomethan belastet.

Ein akutes Risiko durch US-Ethanolanbieter, die derzeit auf den Markt in UK drängen und dort für Unruhe sorgen, sieht Verbio aufgrund der Wirtschaftlichkeit aktuell nicht. Dafür bestehen aktuell aber Chancen: Die globalen Beimischungsquoten von Biokraftstoffen in Diesel und Benzin steigen – in Indien etwa bereits auf 20%. Unserer Meinung nach sollten Anleger zur Einschätzung der Visibilität vor allem den regulatorischen Rahmen im Auge behalten. Operativ jedenfalls hat Verbio viel Potenzial.

Im letzten Teil unserer Serie widmen wir uns der Bewertung der Verbio-Aktie.

Bisher in dieser Serie erschienen:

Teil 1: Verbio – Das Sentiment dreht in den USA ins Positive

Teil 2: Verbios Visibilität erhöht sich ab 2026 drastisch

Teil 3: Wie attraktiv ist Verbio wirklich?

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