Pharma

FMC-Schock aus Dänemark

Die Meldung von Novo Nordisk vom Dienstagabend (10.10.) hatte es in sich für Dialyse-Spezialisten wie DaVita und Fresenius Medical Care (FMC). Die FMC-Aktie (32,67 Euro; DE0005785802) verlor am Mittwoch zeitweise 23% an Wert, nachdem die Dänen eine laufende Phase III-Studie vorzeitig stoppen durften.

Bei der 2019 gestarteten FLOW-Studie zum Einsatz des Diabetes-Mittels Ozempic gegen Nierenversagen hat eine unabhängige Aufsichtsbehörde festgestellt, dass die gewünschte Wirkung bereits vor dem geplanten Ende der Studie nachgewiesen werden kann. Der volle Umfang der Daten wird zwar erst im 1. Hj. 2024 zur Verfügung stehen und bis dahin ist auch nicht klar, wie stark Ozempic den Beginn eines einsetzenden Nierenversagen verzögern kann.

Allerdings ist absehbar, dass damit die Zahl der derzeit etwa 4 Mio. Dialyse-Patienten weltweit nicht mehr so stark wie vorher gedacht (+3% p. a.) wachsen wird. Typischerweise sind zahlreiche Diabetes-Patienten im Laufe ihrer Krankheit auch von Nierenversagen betroffen; etwa ein Drittel aller weltweit bekannten Fälle geht auf eine Diabetes-Erkrankung zurück.

Es wird noch einige Jahre dauern, bis Ozempic, das wie die derzeit gehypte Abnehmspritze Wegovy den Wirkstoff Semaglutid enthält und schon zur Behandlung von Diabetes eingesetzt wird, gezielt auch als Medikament zur Vermeidung von Nierenversagen eingesetzt wird. In jedem Fall ist die künftige Entwicklung des Dialyse-Marktes von mehreren in der Entwicklung stehenden Medikamenten negativ beeinflusst, darunter Farxiga von AstraZeneca und Jadiance von Boehringer Ingelheim und Eli Lilly.

Die Entwicklung ist v. a. für FMC, an der Fresenius rd. 32% hält, ein schwerer Schlag. Das Unternehmen ist mit rd. 345 000 Dialyse-Patienten weltweit der Marktführer und führt jährlich 52 Mio. Behandlungen durch. Nach ersten vorsichtigen Schätzungen dürften die künftigen Gewinne der Dialyse-Spezialisten künftig um etwa 10% geringer anzusetzen sein. Seit Jahresbeginn sind die Gewinnschätzungen bei FMC dabei ohnehin schon um rund ein Drittel auf zuletzt etwa 1,65 Euro je Aktie gesenkt worden, vor allem aus Sorge über geringere Erstattungen im wichtigen US-Markt.

Das 2023er-KGV von 16 liegt damit zwar inzwischen am unteren Ende der 10-jährigen Bewertungsspanne (15 bis 23); weitere Abwärtsrevisionen bei den Gewinnschätzungen für dieses, v. a. aber für die kommenden Jahre sind aber mehr als nur wahrscheinlich. Seit unserer jüngsten „Beobachten“-Einschätzung  (vgl. PB v. 20.4.) hat das Papier 17% verloren– die Unsicherheit bleibt aber hoch. kdb

Meiden Sie FMC vorerst.

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