Aldi Nord – Verlust zwingt zur schnellen Modernisierung

Schnäppchen reichen auf dem harten Discountermarkt längst nicht mehr aus, um Kunden zu locken. Mit aufwendigen Modernisierungen, Sortimentserweiterungen und strategischen Allianzen (z. B. im Car Sharing), buhlen Supermärkte um die Kunden. Lidl gelingt der Balanceakt zwischen billig und attraktiv (s. oben). Aldi Nord wollte ebenfalls auf diesen Zug aufspringen, hat den Anschluss aber verpasst. Das rächt sich nun. Wie der Familienkonzern von Theo Albrecht einräumt, werde Aldi Nord 2018 auf dem wichtigen Heimatmarkt erstmals einen operativen Verlust schreiben. Statt eines Umsatzwachstums von bis zu 4%, wird nur ein Plus von 1% erzielt. Einzig die stabilen Auslandstöchter sorgen für eine Bilanz nahe der schwarzen Null. Trost, aber kein Sieg.

Der amtsfrische Chef Torsten Hufnagel muss handeln. Denn bislang ist von den bereits 2017 genehmigten 5,2 Mrd. Euro Investitionssumme kaum etwas geflossen. Das soll sich schnell ändern. Nicht nur generalüberholte Filialen soll es geben. Hufnagel will grundlegende Strukturen aufbrechen. So sollen Einkauf und Sortimentsplanung voneinander getrennt werden. Dadurch können sich die Bereiche auf jeweilige Kernaufgaben wie Preisverhandlungen bzw. Analyse der Kundenwünsche konzentrieren. Auch eine neue IT-Infrastruktur, die nicht nur deutschland-, sondern europaweit ausgerollt wird, nimmt Hufnagel ins Visier. Dazu braucht er mehr Geld. Die Gesellschafter sollen für eine Finanzspritze bereitstehen. Das Alarmsignal ist deutlich genug. Zudem hilft die bilanzielle Schlappe Hufnagel dabei, die nötige Akzeptanz für den Umbau zu schaffen. Sein Wort zählt viel. Die Wahl der drei Familienstiftungen hinter dem Aldi Nord-Imperium fiel bewusst auf ihn. Er ist der Architekt des stagnierenden Modernisierungsplans „Aniko“, dessen Umsetzung Ex-Chef Marc Heußinger verschlafen hat.

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