China

Chinas Staatsbanken – Krücken für die Kranken

Flagge Chinas in Shanghai
Flagge Chinas in Shanghai © CC0

_ Kurz vor dem 20. Parteitag fährt Peking die Maßnahmen zur Stützung des angeschlagenen Immobiliensektors, einem der großen Krisenherde (s. PLATOW v. 1.8.) neben der Null-Covid-Politik und demografischem Wandel, weiter hoch. Mindestens 600 Mrd. CNY (85 Mrd. US-Dollar) sollen die größten Staatsbanken dem Sorgenkind als Nettofinanzierung in den nächsten Monaten zur Verfügung stellen.

Der Staat reagiert damit u. a. auf die immensen Liquiditätsabflüsse durch Investoren. Lt. dem Institute of International Finance zogen diese allein im September Aktien im Wert von 700 Mio. sowie Anleihen in Höhe von 1,4 Mrd. Dollar aus dem chinesischen Markt ab. Damit fehlt besonders dem Immobiliensektor (rd. 20% des BIP) das nötige Kleingeld. Ein Problem: Denn 2021 wurden 90% der Immobilien noch vor Baubeginn verkauft.

Dass sich die kommunistische Führung lediglich auf Symptom- (immer neue Finanzspritzen und neu emittierte Anleihen für Infrastrukturprogramme) statt Ursachenbekämpfung  (u. a. Null-Covid, Demografie, Regulierung) beschränkt, könnte Xi Jinping langfristig auf die Füße fallen. Denn auch Chinas Bankensektor kränkelt mitsamt Fiskus (Staatsschulden): So schrumpften infolge von Null-Covid die größten Devisenreserven der Welt auf 3,029 Bio. (August: 3,055 Bio.) Dollar. Das stellt nicht nur einen Rückgang den dritten Monat in Folge dar, sondern auch die „psychologische Marke“ von 3 Bio. Dollar rückt damit immer näher.

Die Probleme spiegelten sich zuletzt auch in der Bewertung der größten chinesischen Banken (per 30.9.). Alle acht Institute auf der Liste der 20 größten asiatisch-pazifischen Häuser (nach Marktkapitalisierung von S&P Global Market Intelligence) verzeichneten zweistellige prozentuale Rückgänge bei ihrer Marktkapitalisierung. Zwar konnten die „Big Four Banks“ die ersten vier Ränge verteidigen, doch Industrial and Commercial Bank of China (1; -15,6%), China Construction Bank (2; -13,9%), Agricultural Bank of China (3; -11,5%) und Bank of China (4; -12,5%) mussten ordentlich Federn lassen, während ICICI Bank (8; +22,1%) aus Indien am kräftigsten zulegte.

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