Bockige US-Behörden nerven deutsche Unternehmen
Seit Donald Trump die Parole „America First“ ausgegeben hat, ist es für nicht-amerikanische Unternehmen deutlich schwerer geworden, in den USA wie gewohnt Geschäfte zu machen. Indische Softwarehäuser bekommen für ihre (billigen) IT-Berater keine Visa mehr und auch große deutsche Unternehmen, die sich öffentlich allerdings nicht äußern wollen, fühlen sich zunehmend von einer Art vorauseilendem Gehorsam in den US-Einwanderungsbehörden verfolgt. Um Visa für Expats zu erhalten, heißt es, müsse immer häufiger lange diskutiert oder sogar mit dem Anwalt gedroht werden. Die Begründung der US-Behörden lautet gerne, dass den Job doch auch ein Amerikaner machen könne.
Ein besonderer Leidtragender der neuen US-Politik ist Wolfgang Reitzle. Der Linde-Oberaufseher wartet immer noch auf die Zustimmung der FTC zur Fusion mit Praxair. Das neue Unternehmen soll seinen rechtlichen Sitz in Irland haben. Liegt die Genehmigung bis zum 24.10. nicht vor, muss die Hochzeit, mit der Reitzle sein Berufsleben krönen will, abgeblasen werden. Nachdem alle anderen Wettbewerbsbehörden grünes Licht gegeben haben, ist Linde zwar zuversichtlich und bereitet sich schon darauf vor, die Q3-Zahlen am 14.11. in abgewandelter Form zu präsentieren. Die Nervosität ist dennoch spürbar. Trumps Waffe heißt Joseph Simons, den er im Mai auf den FTC-Chefsessel gehievt hatte. Gerade erst machte der oberste US-Kartellwächter deutlich, dass der jahrelange laxe Kurs der FTC Vergangenheit ist und bei wachsender Marktmacht wieder genauer hingesehen wird. Das ist auf Apple, Google und Amazon gemünzt, trifft aber auch Linde und Praxair. Dabei hat Praxair-Chef Steve Angel alle Kontakte bemüht und soll den Republikanern sogar nahe stehen.
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