Geld- und Fiskalpolitik

US-Wirtschaft – Das Enttäuschungspotenzial ist groß

Die Märkte haben das Risiko höherer Inflation zunehmend eingepreist. Doch bei der Konjunktur bleibt der Optimismus ungebrochen – ein gefährliches Spiel.

von David Giesecke,
Hafenkran, der einen Container mit amerikanischer Flagge anhebt
Hafenkran, der einen Container mit amerikanischer Flagge anhebt © AdobeStock

Die jüngste Sitzung der US-Notenbank unter Jerome Powell brachte eine überraschend restriktive Haltung der Fed mit sich. Während die Märkte Inflationsrisiken stärker fokussieren, wird die Gefahr einer wirtschaftlichen Abkühlung zunehmend ignoriert – ein Konsens, der kurzfristig für Enttäuschungen sorgen könnte.

Vorweggenommene wirtschaftliche Aktivität, etwa durch Investitionen und Bestellungen aufgrund der Angst vor möglichen Zöllen des designierten US-Präsidenten Donald Trump, könnte nun in eine Phase der Schwäche münden – wie der ISM Manufacturing-Report für Dezember zeigt. Der Citigroup Economic Surprise Index sinkt seit seinem Hoch am 15.11.24 bereits deutlich. Doch während sich Konjunktursignale verschlechtern, steigen die zehnjährigen US-Renditen. Der Anleihemarkt ignoriert wirtschaftliche Schwäche und gewichtet Inflationsängste schwerer – offenbar getrieben von der Fed.

Auch die Euphorie an den Aktienmärkten bleibt ungebrochen. Dies zeigt sich in der Ratio zyklischer zu defensiver Konsumgüteraktien, die seit der Einpreisung einer Trump-Präsidentschaft steil gestiegen ist. Sie erreicht nun das Niveau der Euphorie nach dem Corona-Crash.

Gleichzeitig deutet ein Regimewechsel am US-Arbeitsmarkt auf ein sich veränderndes Umfeld hin: Nach über einem Jahrzehnt fallender Arbeitslosenquoten steigt diese seit 2022 langsam auf nun 4,2% – trotz eines oberflächlich wachsenden BIP. Diese Entwicklung bringt die Fed in eine Zwickmühle: Zwischen abkühlender Konjunktur und latentem Inflationsdruck droht ein Stagflationsszenario.

Auch wenn die Energiemärkte aktuell wenig Inflationsdruck liefern, nimmt das Risiko für die Märkte wieder zu. Die derzeitige Sorglosigkeit gegenüber wirtschaftlichen Schwächen könnte sich daher als Trugschluss erweisen.

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