Südafrika – Schwieriger Weg aus der Krise
Die gute Stimmung nach dem Machtwechsel von Jacob Zuma zu Cyrill Ramaphosa ist weitgehend verflogen. Das Q1 hatte rote Zahlen gebracht: -2,2% BIP-Wachstum zum Vorquartal. Die gesamte Warenproduktion mit Landwirtschaft, Bergbau und verarbeitendem Gewerbe meldete rückläufige Ergebnisse. Lediglich der Dienstleistungsbereich konnte mit einigen kleineren Zuwächsen aufwarten. Die Aussichten bleiben schwach. Der Einkaufsmanagerindex rutschte mit zuletzt 47,9 Punkten per Juni (Mai: 49,8 Punkte) wieder klar unter die 50 Punkte-Linie und damit in den Kontraktionsbereich. Die Monatszahlen für April und Mai für die Produktion (Industrie/Bergbau) deuten allenfalls auf eine langsame Erholung hin. Der April brachte weitere Rückgänge, die im Mai nur teilweise kompensiert werden konnten.
Hintergrund ist die schwache Binnennachfrage angesichts der unverändert hohen Arbeitslosigkeit und dem Zwang zum staatlichen Sparen. Letzteres wird immer mehr zum Kernproblem. Die Regierung hat zwar inzwischen eine Konsolidierung eingeleitet und dabei auch die Mehrwertsteuer von 14 auf 15% erhöht, doch das reicht angesichts des schwachen Wachstums kaum aus, um die Staatsschulden (BIP-Quotienten) auch nur konstant zu halten. Bei einem Wachstum von bestenfalls 1,8% und einer realen Zinsbelastung von rd. 3% müsste das Budget einen Primärüberschuss von 1,2% erreichen, um den Anstieg der Schuldenquote zu stoppen, wobei diese Rechnung keine möglichen Einmaleffekte durch Privatisierungserlöse berücksichtigt.
Tatsächlich ist aber ein rechnerisches Primärdefizit von 0,2% geplant. Eine weitere fiskalische Straffung durch etwa geringere Ausgaben oder höhere Steuern würden aber das Wachstum noch schwächen. Die Lage ist nach zwei Seiten hin gefährlich. Selbst wenn diese Pläne aufgehen werden sich die Staatsfinanzen weiter verschlechtern, während die sozialen Spannungen zunehmen, weil das schwache Wachstum auf der Ebene der pro-Kopf-Rechnung bestenfalls Stagnation wenn nicht sogar Rückgänge der Einkommen bedeutet.
Daher kommt etwa das Research der lokalen Barclays-Tochter ABSA zum Ergebnis, dass eine weitere Straffung der Fiskalpolitik nur im Kontext von Strukturreformen infrage kommen, die auf einen fühlbar höheren und steileren Wachstumspfad führen. Die Ramaphosa-Administration hätte sicher das Format solche Reformen anzuschieben, ist aber in den Grabenkämpfen mit der Kleptokratie seines Vorgängers Zuma gebunden. Wer sich in Südafrika auf der Aktienseite engagieren will, muss einen sehr langen Atem mitbringen oder die Positionen reduzieren.