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Formycon – Planmäßiger Verlust bringt CFO Spillner nicht aus der Ruhe

Formycon meldet für die ersten neun Monate einen EBITDA-Verlust von 17,9 Mio. Euro, doch CFO Enno Spillner betont im PLATOW-Interview: Alles läuft nach Plan. 2024 werde das erwartete Übergangsjahr in der Entwicklung.

Klaus Brune,
Formycon CFO Enno Spillner
Formycon CFO Enno Spillner © Formycon

Die am Donnerstag (28.11.) gemeldeten Zahlen fielen mit einem Umsatzrückgang um 32% auf 41,1 Mio. Euro und einem EBITDA-Verlust von 17,7 Mio. (Vj.: Gewinn von 5,2 Mio.) Euro auf den ersten Blick erschreckend aus. „Das ist aber erwartungsgemäß und wir liegen im Plan“, erklärte uns Spillner auf dem Eigenkapitalforum in Frankfurt. Im Vorjahr flossen noch höhere Erstattungen für Entwicklungskosten und Meilensteinzahlungen vom Vertriebspartner Fresenius Kabi ein. In diesem Jahr sind es die stetigeren, allmählich wachsenden Umsatzbeteiligungen für FYB201, das von Formycon entwickelte Biosimilar, mit dem das Augenmittel Lucentis von Novartis ersetzt werden kann.

„2024 ist also ein Übergangsjahr, in dem wir den Umschwung von einem auf die Entwicklung von Biosimilars fokussierten zu einem kommerziellen Unternehmen mit Umsätzen aus Produktverkäufen einleiten.“ Formycon hat kürzlich die Zulassung für FYB202 (den Ersatz für Stelara von Janssen) und FYB203 (Eylea von Bayer/Regeneron) erhalten. Diese dürften die Umsätze ab 2025 steigern und nach unserer Einschätzung ab 2026 auf EBITDA-Ebene zur Profitabilität führen. Anders als noch CEO Stefan Glombitza bei unserem jüngsten Gespräch (vgl. PB v. 6.6.) ließ sich der Zahlenmensch Spillner im Interview keine Guidance entlocken. Nur so viel: „Mit der Zulassung von FYB202 haben wir die Voraussetzungen dafür geschaffen, mittelfristig profitabel zu werden.“

Ein klein wenig Stolz klingt bei Spillner durch, wenn es darum geht, wie verlässlich Formycon seine Biosimilars durch das unsichere Zulassungsverfahren bei der US-Arzneimittelbehörde FDA und dem europäischen Pendant EMA gebracht hat: „Wenn Sie in unsere Historie gehen, dann hat Formycon bislang jedes Zulassungsverfahren in der Minimalzeit der Prüfung geschafft.“

FYB202/Stelara dürfte nach unserer Einschätzung ab 2025 signifikante und gewinnbringende Erlöse liefern, bei FYB203/Eylea sollte es Mitte 2026 so weit sein. Den größten Brocken (Umsätze von derzeit mehr als 20 Mrd. US-Dollar jährlich) verspricht FYB206/Keytruda (Merck Inc.) – der Patentablauf für dieses Mittel liegt mit 2029 (USA) bzw. 2030 (Europa) aber weit in der Zukunft.

Der klare Zeitplan und die bislang punktgenaue Einhaltung der Forschungsziele sprechen ebenso für das Unternehmen wie die solide gefüllte Unternehmenskasse (liquide Mittel per 30.9.: 33,8 Mio. Euro). Aber die Aktie (50,60 Euro; DE000A1EWVY8) ist volatil und wird als Nebenwert in schwächeren Marktphasen immer mal wieder abverkauft.

Wir haben bei Formycon keine Eile, beobachten den Wert aber genau.

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