Carl Zeiss Meditec – Günstig bewertet; Foerst muss es jetzt richten
In den beiden ersten Teilen unserer Serie zu Carl Zeiss Meditec haben wir die jüngsten Führungswechsel und die kurzzeitigen Hemmnisse im Geschäftsmodell beleuchtet. Im dritten Teil prüfen wir, ob die aktuell sehr günstige Bewertung der Aktie attraktiv genannt werden kann.

Wer sich Kurschart und Bewertung von Carl Zeiss Meditec in den vergangenen rund sechs Jahren anschaut, erkennt zwei charakteristische Phasen und aktuell einen möglichen Wendepunkt.
Zwei Phasen seit 2018
Im Mai 2018 lagen Kurs und Bewertung der MDAX-Aktie (58,95 Euro; DE0005313704) auf einem ähnlichen Niveau wie heute, ehe eine fulminante Geschäftsbelebung einsetzte. Das Unternehmen wuchs kontinuierlich im Umsatz (etwa 8% pro Jahr) und erreichte zugleich eine kräftige Ausweitung der EBITDA-Marge (in der Spitze bis auf 26,4%).
Dieses Zusammenspiel von Wachstum und Profitabilität haben wir in der Analyse des Geschäftsmodells ausführlich erläutert. Bis in den Spätsommer 2021 stieg der Aktienkurs auf rund 200 Euro, während das 12-Month-Forward-KGV mit knapp 68 seinen Höchststand erreichte, da Investoren das steigende operative Momentum vorwegnahmen.
Ende 2021 markierte der Wechsel von Ludwin Monz zu Markus Weber auf dem Chefsessel eine Zäsur und den Beginn der zweiten Phase: Webers strategisch richtige, aber von einem unglücklichen Timing begleitete Maßnahmen führten zu einem drastischen Margenrückgang auf 15,8%, den wir in der Corporate-Governance-Analyse detailliert beleuchtet haben.
In dieser Phase stürzte das 12-Monats-KGV auf knapp über 20 ab, und der Kurs büßte bis Anfang 2025 mehr als drei Viertel seines Wertes ein. Aktuell könnten wir am Beginn einer dritten Phase stehen: Die Margenbasis stabilisiert sich allmählich, aber eine klare Aufwärtsbewegung bei Kurs und Bewertung steht noch aus.
Zögerliche Margenerholung, zaudernde Anleger
Heute ist das Papier mit einem 12-Month-Forward-KGV von 26,5 bewertet, was einem Abschlag von 28% zum zehnjährigen Mittel von 36,7 entspricht. Wesentlich markanter fällt die Unterbewertung bei der Relation Marktbewertung zu operativem Ergebnis aus: Das EV/EBITDA-Multiple liegt mit 13,4 satte 39% unter dem historischen Schnitt von 22,1.
Analysten gehen von einem stabilen Erlöswachstum von etwa 8% pro Jahr und einer leichten Margenerholung auf 17,6% im kommenden Geschäftsjahr aus; das Unternehmen selbst prognostiziert auch nur eine „stabile bis leicht höhere“ Marge, die damit aber weiterhin deutlich unter dem Mittelwert der vergangenen fünf Jahre von 21,0% läge.
Die bisher nur zögerliche Margenverbesserung erklärt, warum der Markt für jeden Euro zukünftig erwarteten operativen Gewinns einen vergleichsweise geringen Aufpreis zahlt. Dieser Umstand macht die Bewertung aktuell zwar günstig, rechtfertigt jedoch noch keine klare Kaufempfehlung.
Eine nachhaltige Erholung des Aktienkurses ist erst zu erwarten, wenn die Quartalszahlen und Analystenschätzungen deutlicher signalisieren, dass EBITDA-Marge und Profitabilität wieder klar zulegen. Den Beweis dafür muss der neue Vorstandsvorsitzende Maximilian Foerst liefern.
Aktuell ist uns das Chance/Risiko-Profil daher noch etwas zu risikolastig.
Wir beobachten die operative Entwicklung von Carl Zeiss Meditec in den kommenden Monaten sehr engmaschig.
Bisher in dieser Serie erschienen:
Teil 1: Carl Zeiss Meditec – Es ruckelt auf der Führungsebene
Teil 2: Carl Zeiss Meditec – Margenrückgang ist nicht nur hausgemacht
Teil 3: Carl Zeiss Meditec – Günstig bewertet; Foerst muss es jetzt richten