Lufthansa spürt wieder Gegenwind

Mit Carsten Spohr an der Spitze ist die von Qualitätsmängeln, Pilotenstreiks und dem Beinahe-Rauswurf der Aktie aus dem DAX durchgeschüttelte Lufthansa in den vergangenen vier Jahren wieder durchgestartet. Mit 36 Mrd. Euro Umsatz und 130 000 Mitarbeitern ist sie weltweit Nr. 1, nach Anzahl der Flieger (800) die Nr. 4. Die Bilanz ist trotz Air Berlin-Übernahme laut Spohr, der sich Donnerstagabend an seinem Wohnort München den Fragen von Journalisten stellte, grundsolide.

Der Chaos-Sommer an deutschen Flughäfen hat laut Spohr, der keineswegs nur die rosa Pilotenbrille aufhat, aber operative Schwierigkeiten offengelegt. Schuld waren u. a. der Wartungsstau bei den übernommenen Air Berlin-Maschinen, die anhaltenden Triebwerksprobleme beim A320neo und überlastete Flughäfen, vor allem beim Heimat-Hub Frankfurt (nur 55% Pünktlichkeit!). Eine 250 Mio. Euro teure Qualitätsoffensive mit neuen Mitarbeitern und Bereitstellung von Ersatzfliegern soll Ähnliches in 2019 verhindern. Die Probleme beim A320neo, die für den Triebwerkshersteller Pratt & Whitney noch teuer werden, sind aber ebenso wenig gelöst wie die Kapazitätsfrage. Trotz Luftfahrtgipfel sind weder Flughafenbetreiber Fraport noch andere Airlines zu einer Reduzierung von Slots bereit. München soll in die Bresche springen. Nach der Wahl in Bayern wird sich die dritte Startbahn dort aber kaum leichter durchsetzen lassen. Das Problem wird durch den geplanten Einsatz größerer Flieger aus München heraus nur aufgeschoben. Wenn die Startbahn 2030 nicht komme, würde Lufthansa international Marktanteile einbüßen, so Spohr. Deutlicher als in diesem Jahr wird 2019 auch der stetig kletternde Ölpreis zu spüren sein, auch wenn das für Lufthansa nicht nur von Nachteil sein muss. Da steigende Ölpreise die gesamte Branche treffen, relativieren sich die im Vergleich zu anderen europäischen Airlines rd. 30% höheren Lohnkosten der Lufthansa etwas.

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