CDU und SPD umgarnen die deutsche Industrie

Die Zeremonienmeister des BDI hätten das Timing für den gestrigen „Tag der Deutschen Industrie“ nicht weiter optimieren können: Es ist Wahljahr, Deutschland hat den Vorsitz der G20, deren Gipfel demnächst in Hamburg die Staatsführer sämtlicher wichtigen Länder, angeführt von US-Präsident Donald Trump, nach Deutschland kommen lässt. Die deutsche Wirtschaft brummt. Das Ifo-Institut hat soeben seine Wachstumsprognose für dieses Jahr auf 1,8 und fürs kommende gar auf 2% angehoben. Die Arbeitslosigkeit ist so niedrig wie zuletzt 1991. Damals herrschte aber noch Vereinigungsboom.

Ohne diese bärenstarke deutsche Industrie stünden die Chancen eines Machterhalts für die CDU-Chefin Angela Merkel sehr viel schlechter. Damit nicht genug. Auch der Einfluss der deutschen Politik innerhalb der G20 und mit Trump, aber auch nach dem Brexit innerhalb Europas wird befeuert von wirtschaftlicher Stärke. Entsprechend werbend fiel das Schaulaufen der Vorsitzenden der beiden großen Parteien, CDU und SPD, aus. Beide zeigten sich in Geberlaune. Am wenigsten noch die Kanzlerin, die eine unspektakuläre Bilanz ihrer Regierung präsentierte. Sie wolle mit ihrer Politik für die Wirtschaft ein weiterhin gutes vernünftiges Investitionsumfeld schaffen. Einem Steuerwettlauf nach unten zeigte sie ehrlicherweise die rote Karte. Auf dem Feld der europäischen Harmonisierung und als Gegengewicht gegen andere Bestrebungen in den USA und UK erhofft sie sich Unterstützung von Frankreichs neuem Präsidenten Emmanuel Macron. Viel weiter aus dem Fenster lehnte sich hingegen Martin Schulz. „Lassen Sie uns aufbrechen in eine industrie- und forschungsfreundliche Zukunft“, rief er den Teilnehmern zu, deren spärlicher Beifall gewisse Zweifel an der tatsächlichen Umsetzung dieses guten Vorsatzes durch den SPD-Chef erkennen ließ.

overlay

Kennenlern-Angebot für PLATOW Brief
1 Monat unverbindlich für 7,99 EUR testen

  • DAS Briefing für den Finanzplatz Deutschland
  • Wissen was die Banken, Vermögens-verwalter und Versicherungen bewegt
  • 3x wöchentlich exklusive Nachrichten und Analysen
  • inkl. Immobilien Report mit fundierten News & Analysen zu Aktien und Fonds
  • monatlich kündbar

ARTIKEL DIESER AUSGABE

21. Juni 2017

BayernLB befreit sich aus den Fängen Brüssels

Die beeindruckenden Ergebniszahlen der BayernLB in den letzten Quartalen und eine Kernkapitalquote von 13,1% fully loaded haben nicht nur bei den Ratingagenturen Eindruck gemacht, sondern... mehr

21. Juni 2017

Airbus mit Auslieferungsproblemen

Vor der Flugzeugmesse im französischen Le Bourget stand die Sorge, dass sich die globale Luftfahrtkonjunktur abkühlt. Boeing und Airbus rechneten eigentlich damit und zeigen sich von... mehr

21. Juni 2017

Dr. Oetker – Wohin nur mit dem ganzen Geld?

Es war der richtige Entschluss von Richard Oetker, die Reederei Hamburg Süd zu verkaufen und sich damit von 50% des Gesamtumsatzes zu trennen. Denn wie Albert Christmann, Oetkers Nachfolger... mehr

21. Juni 2017

Fahrenschons Dilemma mit den Hypotheken-Banken

Eigentlich wollte DSGV-Präsident Georg Fahrenschon bis zu seiner Wiederwahl im November keine heißen Eisen mehr anpacken. Doch seit die von der Schiffskrise schwer gebeutelte Nord/LB... mehr

21. Juni 2017

Deutsche Industrie – Mit Kempf digitaler

Bevor Dieter Kempf BDI-Präsident wurde, war er fast zwei Jahrzehnte Vorsitzender des IT-Dientleisters Datev und führte den Digitalverband Bitkom. Dem „Tag der Deutschen Industrie“... mehr