Washingtoner Hageltage für die Deutsche Bank

Zum Auftakt der Jahrestagung von IWF und Weltbank in Washington steuerte nicht nur Hurricane „Matthew“ auf die Südostküste der USA zu, auch über der Deutschen Bank ballten sich mächtige Gewitterwolken. Für Deutsche Bank-Chef John Cryan, der bereits seit einigen Wochen in Washington weilt, um in den Verhandlungen mit dem Department of Justice, dem US-Justizministerium, die drohende Milliarden-Strafe für dubiose Hypothekenfinanzierungen auf ein verträgliches Maß zu drücken, müssen sich die Diskussionen während des IWF-Meetings denn auch angefühlt haben, als würde ein Wirbelsturm frontal auf Deutschlands größtes Institut prallen. Denn gleich zu Beginn hatten sich IWF-Chefin Christine Lagarde und ihre Büchsenspanner ungewöhnlich scharf auf die Frankfurter eingeschossen. Das Institut müsse seine langfristige Profitabilität sichern und das Geschäftsmodell ändern, forderte Lagarde. Damit hatte die diesjährige IWF-Tagung ihr Thema gefunden, das die in Washington versammelte internationale Finanz-Gemeinde wie kein anderes beschäftigte und alle anderen Diskussionen über den US-Wahlkampf, den Brexit sowie die Konjunktur-Entwicklung in den Hintergrund drängte.

Das bekam auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, der die deutsche Delegation in Washington anführte, in fast sämtlichen Gesprächen zu spüren. Auf seiner Abschluss-PK mit Bundesbank-Präsident Jens Weidmann zeigte sich Schäuble sichtlich genervt von dem ständigen Gerede über die Deutsche Bank, das er deshalb auch nicht weiter kommentieren wolle. Mit seiner in der Öffentlichkeit nur zwischen den Zeilen ablesbaren Kritik an den IWF-Attacken gegen die Deutsche Bank irritierte Schäuble indes nicht wenige der in die US-Hauptstadt gereisten Bankenvertreter aus Deutschland, die sich von dem Finanzminister eine deutlich lautstärkere Rückendeckung für den deutschen Branchen-Primus gewünscht hätten.
Doch auch an der medialen Heimatfront wird es für Cryan zunehmend ungemütlich, seit die einst so stolze Deutsche Bank zum Spielball von Spekulationen und Spekulanten geworden ist. Wird Cryan doch mittlerweile auch persönlich angekreidet, dass seine wiederholten Beteuerungen, die Deutsche Bank sei finanziell solide und plane keine Kapitalerhöhung, an der Börse keinen Glauben mehr finden. Tatsächlich ist der Aktienkurs der Deutschen Bank eine einzige Katastrophe. Dabei wird allerdings übersehen, dass sich das Blatt für die Deutsche Bank schnell wieder wenden kann, wenn der Vergleich mit den US-Behörden endlich unter Dach und Fach ist. Angeblich soll der Rahmen für den Vergleich bereits stehen, gefeilscht wird demnach nur noch um die exakte Höhe der Strafzahlung. In ruhigeres Fahrwasser wird die Deutsche Bank allerdings erst kommen, wenn die von Cryan angeschobenen Sparmaßnahmen auch in den Zahlen sichtbar werden. Das dürfte allerdings noch ein wenig dauern. Denn erst im kommenden Jahr wird der Umbauprozess spürbar an Fahrt gewinnen.

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