„Basel IV“ – Knallharte Frontstelle zwischen Europa und den USA

Noch vor der Inauguration des neuen US-Präsidenten im Januar will der Baseler Ausschuss die Nachjustierung des Basel III-Pakets endgültig abschließen. Da die bisherigen Pläne der internationalen Banken-Regulatoren zu einer deutlichen Verschärfung der Eigenkapitalanforderungen um 40% und mehr führen würden, wird in der Branche nur noch von „Basel IV“ gesprochen. Die Regulatoren haben den Banken zwar versprochen, dass die Eigenkapitalanforderungen durch die Basel III-Reform zumindest unterm Strich nicht signifikant ansteigen sollen. Doch das beruhigt BdB-Hauptgeschäftsführer Michael Kemmer keineswegs. Diese Zusage, so Kemmer in Washington, müsse auch für die einzelnen Regionen, Märkte und Risikokategorien gelten. DSGV-Präsident Georg Fahrenschon fordert sogar, lieber keinen Kompromiss als einen schlechten.

Tatsächlich liegen die Positionen bei „Basel IV“ noch meilenweit auseinander, so dass der vom Baseler Ausschuss ins Auge gefasste Abschlusstermin Ende November ziemlich ambitioniert erscheint. Denn die Amerikaner machen massiv Front gegen die insbesondere von den deutschen und europäischen Banken verwendeten internen Modelle, die eine risikogerechtere Eigenkapitalunterlegung von Krediten und anderen Finanzinstrumenten ermöglichen sollen. Für die Amerikaner sind die internen Modelle komplexer Firlefanz, um den eigenkapitalschwachen europäischen Instituten unter die Arme zu greifen. Tatsächlich profitieren die US-Banken kaum von den internen Modellen, da sie ihre Kreditengagements meist schon nach kurzer Zeit über Verbriefungen wieder aus ihren Bilanzen schmeißen. In Deutschland dominiert hingegen insbesondere bei der Immobilienfinanzierung der langfristige Kredit mit vergleichsweise geringen Ausfallraten. Das schlägt sich bei der Anwendung interner Modelle in deutlich niedrigeren Eigenkapitalanforderungen im Vergleich zum so genannten Standardansatz nieder. Die Amerikaner fordern deshalb, dass die Entlastungen aus den internen Modellen im Vergleich zum Standardansatz nicht mehr als 20% betragen dürfen. Die Europäer kämpfen hingegen für eine Quote von 40%, um in etwa das aktuelle Niveau der Eigenkapitalanforderungen halten zu können. Während die in Washington wie immer extrem selbstbewusst auftretenden Amerikaner behaupten, Deutschland sei weitgehend isoliert, geben sich die Europäer im Kampf um „Basel IV“ diesmal ungewohnt einig. Deutschland, Frankreich und Italien sollen bereits eine Allianz gegen die Amerikaner geschmiedet haben, der sich auch Japan, Kanada und Indien angeschlossen hätten.

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