ProSiebenSat.1 verspielt Vertrauen

Thomas Ebeling ist im Begriff, seinen hart erarbeiteten Ruf als Retter von ProSiebenSat.1 zu verspielen. Die Story des zunehmend vom lukrativen digitalen Geschäften abhängigen Unternehmens verfängt am Kapitalmarkt immer weniger. Zum zweiten Mal innerhalb von sechs Monaten verliert die Aktie an einem Tag zweistellig. Auslöser ist die vierte Gewinnwarnung in diesem Jahr. Inzwischen wackelt sogar die DAX-Mitgliedschaft. Für den neuen CFO Jan Kemper (37) ist es der schlechtestmögliche Einstand. Angesichts der Reaktion der Börse sprach Ebeling jetzt davon, dass ProSiebenSat.1 künftig möglicherweise etwas vorsichtigere Prognosen abgeben werde. An der grundlegenden Misere ändert das allerdings nichts.

Zwar ist der Umsatzanteil außerhalb des unter niedrigeren Werbeausgaben leidenden TV-Geschäfts nach neun Monaten auf 52% gestiegen. Beim Ergebnis bleibt der Fernsehmarkt aber weiter dominierend. Für das Gesamtjahr wird jetzt nur noch eine moderate Ergebnisverbesserung (Q3 +3% auf 883 Mio. Euro adjusted EBITDA) und ein Umsatzplus im mittleren statt hohen einstelligen Prozentbereich in Aussicht gestellt. Umso schmerzhafter ist es für ProSiebenSat.1, dass der immer als langweilig und konservativ verschmähte Konkurrent RTL seit einigen Quartalen deutlich besser abschneidet. Und das gerade auch an der Börse, wo die Bertelsmann-Tochter, die am Donnerstag sogar ihre Prognose angehoben hat, seit Januar zwar auf ein Minus von 8% kommt (mehr zu Bertelsmann s. S. 4). Bei Ebeling sind es allerdings -28%. Ob Ebeling, der den Kapitalmarkt einst mit seinem innovativen Geschäftsmodell verzaubert hat, unter diesen Vorzeichen seinen 2019 auslaufenden Vertrag verlängern wird, bleibt abzuwarten.

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