Commerzbank-Chef Zielke – Auf dem richtigen Weg

Die Commerzbank hat ihren Aktionären seit dem Ausbruch der Finanzkrise und der Teilverstaatlichung durch den Bund viel zugemutet. Da verwundert es nicht, dass der Kapitalmarkt die Strategie von Vorstandschef Martin Zielke noch immer mit einer gewissen Skepsis beäugt.

Das gilt insbesondere für Zielkes Fokus auf das Privatkundengeschäft und sein Festhalten am teuren Filialnetz, während Rivalen wie die Deutsche Bank im großen Stil Stützpunkte dichtmachen. Tatsächlich schließt auch die Commerzbank wenig frequentierte Filialen, hängt dies aber nicht an die große Glocke, um sich bewusst von der Konkurrenz abzugrenzen. Zielke hat erkannt, dass Kostensparen nur die halbe Miete ist. Um die Commerzbank nachhaltig in die Erfolgsspur zurückzubringen, braucht sie auch eine Wachstumsperspektive. Als ehemaliger Privatkunden-Vorstand der Commerzbank hat Zielke das einst darbende Retail-Geschäft zu einer wichtigen Ertragsstütze des Konzerns umgebaut und damit gezeigt, wie in diesem schwierigen Segment gutes Geld verdient werden kann. Dabei setzte Zielke vor allem auf die Gewinnung von Neukunden, auch wenn dies zunächst hohe Marketingkosten verursacht und auf die Profitabilität drückt. Dieser Strategie ist Zielke auch als Vorstandschef treu geblieben. Seit Oktober 2016 konnte die Commerzbank netto rund 522 000 neue Privatkunden gewinnen, von denen allerdings 100 000 aus der Übernahme von Onvista stammen. Laut Zielke sollen sich diese Investitionen nach 18 Monaten amortisieren. Richtig auszahlen dürften sich die gewonnenen Neukunden indes, wenn sich das Zinsumfeld wieder einigermaßen normalisiert hat. Mit der vorzeitigen Buchung des kompletten Restrukturierungsaufwands für den geplanten Mitarbeiterabbau von 807 Mio. Euro im zweiten Quartal hat Zielke den größten Bremsklotz für die Geschäftsentwicklung im kommenden Jahr aus dem Weg geräumt. Leisten kann sich die Commerzbank diesen Kraftakt allerdings nur dank außerordentlicher Erträge von insgesamt mehr als 390 Mio. Euro aus Bewertungen und Verkäufen wie dem des Frankfurter Commerzbank-Towers, die im zweiten Halbjahr erwartet werden. Nicht zuletzt diese Sondererträge sollen denn auch dafür sorgen, dass die Commerzbank zum Jahresende wieder in die schwarzen Zahlen kommt. Zum Halbjahr bescherten die Umbau-Kosten sowie ein schwächeres operatives Geschäft der Commerzbank noch einen Verlust von 406 Mio. Euro nach Steuern. Mit einer harten Kernkapitalquote von soliden 13% und einer komfortablen Leverage Ratio von 4,6% ist die Commerzbank gut gerüstet für wieder bessere Zeiten.

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