US-Märkte vor dem nächsten Konjunkturregime
Die Anzeichen verdichten sich, dass die US-Märkte eine neue Phase der Hochkonjunktur einpreisen. Als Wendepunkt gilt die jüngste Zinsentscheidung der Fed, begleitet vom hawkishen Unterton Jerome Powells.

Die Phase der Hochkonjunktur ist geprägt von kräftiger wirtschaftlicher Aktivität, aber auch zunehmendem Inflationsdruck. Ein erstes Signal für den beginnenden Regimewechsel lieferte der Goldmarkt. Der Preis des Edelmetalls, der invers zu den realen Renditen – also den risikolosen Zinsen abzüglich der Inflationserwartungen – verläuft, hat zuletzt ein markantes Hoch erreicht. Historisch deutet ein solcher Anstieg oft auf eine bevorstehende inflationäre Phase hin, wie schon 2021/22 vor dem starken Inflationsschub. In akuten Inflationsphasen verliert Gold jedoch an Glanz, da steigende Renditen und fallende Inflationserwartungen die Attraktivität mindern. Das aktuelle Hoch könnte somit das Ende der Disinflation und den Übergang in eine Phase persistenter Inflation markieren. Auch die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen zieht wieder an – ausgelöst durch das jüngste FOMC-Meeting, das als makroökonomischer Wendepunkt gilt.
Inflation zieht spürbar an
Parallel dazu zeigen kurzfristige Indikatoren eine zunehmende Dynamik der Teuerung. Der Trueflation-Index, der einen Echtzeit-Warenkorb abbildet, signalisiert seit Wochen einen deutlichen Anstieg. Bestätigt wird dies durch die Rohstoffmärkte: Erdgas verteuerte sich zuletzt um rund 40%, während auch Soja und Weizen nach oben ausbrechen. Rohstoffe reagieren typischerweise früh auf Veränderungen im Konjunkturzyklus und bestätigen den Übergang in eine Hochkonjunkturphase. Das Zusammenspiel aus steigenden Rohstoffpreisen und höheren Anleiherenditen spricht für ein Umfeld kräftiger wirtschaftlicher Expansion bei gleichzeitiger Preisbeschleunigung – ein klassisches Muster des Spätzyklus.
Old Economy zeigt Stärke
Auch die Marktstruktur verändert sich sichtbar. Die Ratio aus US-Industrie- zu Technologiewerten dreht nach oben, was typisch für ein Hochkonjunkturregime ist. Historisch folgten solche Umschwünge häufig auf Fed-Entscheidungen oder öffentliche Auftritte von Jerome Powell. Der Regimewechsel setzte auch diesmal direkt nach dem Fed-Entscheid am vergangenen Mittwoch (29.10.) ein. Auffällig ist zudem die Widerstandskraft klassischer Substanzwerte im aktuellen Abverkauf: Während der Nasdaq in dieser Woche rund 3% verlor, legte etwa Berkshire Hathaway über 3% zu. Ähnliche Stabilität zeigen Energie- und Infrastrukturwerte. Investoren scheinen zunehmend aus hoch bewerteten Wachstumswerten in konjunktursensible Branchen umzuschichten – ein klares Signal, dass die Märkte die nächste Phase des Zyklus bereits antizipieren.