Sentiment

Ruhige Börsen? Fehlanzeige

Die Aktienmärkte steuern im bislang überraschend stabilen Oktober auf den ersten Wochenverlust zu. Der Dow Jones könnte mit einem Minus von 2% die gesamten Gewinne der beiden Vorwochen einbüßen, während der DAX bisher rund 1,0% verliert – etwa ein Drittel seines bisherigen Monatsgewinns.

Klaus Brune,
Hauptsitz der Fed Marriner S. Eccles Federal Reserve Board Building, Washington, D.C.
Hauptsitz der Federal Reserve Bank in Washington, USA © U.S. Government work

Ursache ist ein Anstieg der US-Renditen am langen Ende: Die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihe kletterte im Wochenverlauf auf 4,24% und erreichte damit den höchsten Stand seit Ende Juli. Aber warum eigentlich, wenn allgemein erwartet wird, dass die Federal Reserve die Zinsen weiter senken wird?

An den Märkten wächst die Sorge, dass die US-Wirtschaft robuster und die Inflation hartnäckiger ist als gedacht, was die Fed zu langsameren und geringeren Zinssenkungen zwingen könnte. Nächste Woche erwartet man gespannt Konjunktur- und Preisdaten, die endlich Klarheit schaffen sollen. Am Mittwoch (31.10.) gibt es die erste Schätzung zum Wirtschaftswachstum der USA für das dritte Quartal. Das GDPnow-Modell der Atlanta Fed prognostiziert ein annualisiertes Wachstum von 3,4%, das höchste seit einem Jahr (Q3 2023: +4,4%).

Am Donnerstag folgen die persönlichen Konsumausgaben (PCE) für September, das wichtigste Inflationsbarometer der Fed. Im August lag dessen Kernrate bei 2,7% – seit April 2021 bleibt die Teuerung hartnäckig über 2%. Der hohe Wert von 5,3% im März 2022 ist zwar passé, doch Entwarnung signalisiert das aktuelle Niveau noch lange nicht.

Am Freitag steht dann der US-Arbeitsmarktbericht an. Schon der Vormonatsbericht mit 254.000 neu geschaffenen Stellen dämpfte die Zinshoffnungen und belastete die Märkte merklich. Dieses Mal könnten Streiks und Naturkatastrophen das Bild verzerren. Die Märkte werden somit neuen Stoff zur Verarbeitung erhalten.

Doch wirkliche Klarheit über den zukünftigen Kurs der Fed werden die Zahlen wohl nicht liefern. Denn es folgt bereits das nächste bedeutende Ereignis – die US-Präsidentschaftswahl. Anleger sollten sich auf eine unruhige Phase einstellen, in der klare Signale ebenso selten sein werden wie Ruhepausen.

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