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Buffett setzt auf Gesundheit – Hat der Sektor Potenzial?

Eine Woche vor den Nvidia-Zahlen erleben US-Technologieaktien eine Schwächephase. Zudem ist Investoren-Legende Warren Buffett bei Apple weiter aus- und beim Gesundheitswert UnitedHealth neu eingestiegen. Kommt jetzt die Sektor-Rotation?

Klaus Brune,
Kommt jetzt die Sektor-Rotation?
Kommt jetzt die Sektor-Rotation? © AdobeStock

Wenn Warren Buffett zugreift, horcht die Börsenwelt auf. Im zweiten Quartal nahm Berkshire Hathaway rund 5 Mio. Aktien des US-Gesundheitsriesen UnitedHealth Group für gut 1,6 Mrd. US-Dollar ins Portfolio auf. Zugleich hat Berkshire die Position in Apple deutlich reduziert (Verkauf von rund 20 Mio. Aktien), hält aber weiterhin rund 280 Mio. Papiere der Kalifornier. Ob die Kaufentscheidung direkt von Buffett oder von seinen Investmentmanagern Todd Combs oder Ted Weschler kam, ist unklar. In jedem Fall war es eine der größeren Investitionen von Berkshire in diesem Quartal.

Setzt Buffett jetzt auf Gesundheit?

Nach der obligatorischen 13F-Meldung an die SEC löste die Nachricht vom UnitedHealth-Einstieg am Freitag eine kleine Rally aus: Die Aktie kletterte um 12%, der größte Tagesgewinn für das Papier seit November 2020 – der klassische „Buffett-Effekt“. Seit Wochenbeginn hat der Sektorindex S&P 500 Info Technology etwa 2,5% verloren, während der S&P 500 Healthcare knapp 3% zulegen konnte.

Startet also die lang ersehnte Aufholjagd des Gesundheitssektors? Auch dieses Jahr entwickelt sich dieser deutlich schwächer. Der S&P 500 liegt seit Jahresbeginn rund 9% im Plus, die Informationstechnologie kommt auf +14%. Der Healthcare-Sektor dagegen liegt leicht im Minus. In Europa ein ähnliches Bild: Der STOXX Europe 600 notiert bei +9,9%, Technologie fällt leicht (–1,2%), Healthcare deutlich (-4,0%) zurück.

Das Muster ist nicht neu: Schon in den Jahren 2023 und 2024 hinkte Gesundheit sowohl in den USA als auch in Europa der Tech-Branche deutlich hinterher. Während Technologieaktien in den vergangenen drei Jahren regelrecht davon stürmten, legten Pharma-, Medtech- und Gesundheitswerte im Schnitt kaum zu.

Warum der Gesundheitssektor 2025 hinterherhinkt

Dabei sprechen die langfristigen Trends klar für die Branche. Eine alternde Gesellschaft sorgt für steigende Nachfrage nach Medikamenten, Therapien und Pflegeleistungen. Weltweit wächst zudem der Wohlstand – immer mehr Menschen können sich teure Behandlungen leisten. Und Fortschritte in Diagnostik, Biotechnologie und Medizintechnik eröffnen zusätzliche Wachstumschancen.

Warum also die Schwäche? Ein Teil der Antwort liegt in der Politik: Gesundheitsausgaben steigen seit Jahren schneller als die Wirtschaftskraft, weshalb Regierungen über Preisbremsen, Zölle oder Regulierung Druck auf die Margen ausüben. Hinzu kommt der „GLP-1-Schock“: Die Euphorie um neue Abnehmspritzen von Eli Lilly, Novo Nordisk und Co. ließ Anleger fürchten, dass weniger chirurgische Eingriffe oder Begleittherapien nötig sein könnten – besonders belastend für einige Medizintechnik-Werte oder Gesundheitsversorger wie Fresenius Medical Care. Strategen halten diese Befürchtungen mittlerweile für überzogen.

Kommt jetzt die Trendwende?

Bleibt die Frage: Hat der Sektor dennoch Chancen auf eine Trendwende? Mehrere Faktoren könnten für Rückenwind sorgen. Erstens: Klare Leitlinien zur Arzneimittelpreisgestaltung in den USA würden Investoren Sicherheit geben. Zweitens: Es darf zu keinen zu großen handelspolitischen Hemmnissen – etwa mögliche Zölle auf importierte Medikamente – kommen. Drittens: Das GLP-1-Narrativ am Markt muss neu geschrieben werden. Denn während bestimmte Eingriffe tatsächlich zurückgehen könnten, entstehen in anderen Indikationen neue Marktpotenziale. In jedem Fall gilt: Viele Gesundheitswerte sind historisch günstig bewertet. Das eröffnet nicht nur Chancen für Übernahmen, sondern macht den Sektor auch attraktiv für eine mögliche Rotation aus hoch bewerteten Technologieaktien in defensive Wachstumswerte.

Angesichts vieler Fragezeichen dürfte der Gesundheitssektor kurzfristig kaum zum Outperformer werden. Doch die fundamentalen Megatrends sind nach unserer Auffassung intakt, die Bewertungen attraktiv. Für langfristig orientierte Anleger bleibt Gesundheit ein Thema.

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