Roche kämpft um den wichtigen US-Markt
Die Schweizer Roche hängt stark am Tropf der USA. Konzernchef Thomas Schinecker verfolgt daher eine zweiteilige Strategie, um möglichen Strafzöllen der US-Regierung die Wucht zu nehmen.

Die Umsatzzahlen, die der Schweizer Pharmagigant am Donnerstag (24.4.) vorlegte, sorgten für sich allein genommen für kein großes Aufsehen. Die Erlöse stiegen im vierten Quartal in Folge kräftig, dieses Mal um 7% auf 15,4 Mrd. CHF. Die Erwartungen der Analysten konnten dabei leicht übertroffen werden. Die Jahresprognose (Umsatzwachstum mit mittleren einstelligen, Gewinnwachstum im hohen einstelligen Prozentbereich) wurde bestätigt. Am Analystenkonsens, der bislang Wachstumsraten jeweils am oberen Rande (Umsatz: +7,5%; Gewinn: +9,5%) vorsieht, dürfte sich damit wenig ändern.
Auch bei der Entwicklung der Sparten gab es eine erfreuliche Bestätigung der jüngst besprochenen Trends: Die Pharmasparte, inzwischen für 77% der Konzernerlöse verantwortlich (vor drei Jahren waren es noch 68%), übertrifft regelmäßig die Erwartungen, während das Diagnostics-Segment infolge eines schwachen China-Geschäfts an Boden verliert. Im Q1 erzielte Pharma einen hohen einstelligen Umsatzzuwachs von 9,4%, Diagnostics blieb auf dem Niveau des Vorjahresquartals.
Haupttreiber ist das US-Geschäft: Der Anteil der USA an den Pharmaerlösen stieg von 50% im Jahr 2021 auf zuletzt 53,7%. Da das US-Geschäft zudem sehr margenstark ist, könnte vor dem Hintergrund drohender Strafzölle unter Donald Trump ein Handelskonflikt den Profit erheblich belasten. Schinecker reagiert mit zwei Gegenmaßnahmen. Erstens kündigte Roche am Dienstag an, in den kommenden fünf Jahren 50 Mrd. CHF in US-Produktionskapazitäten zu investieren. Zweitens liefen bereits jetzt Verhandlungen mit US-Regierungsvertretern, um Ausnahmeregelungen für Roche zu erzielen – nach Abschluss der Investitionsphase rechne man sogar mit einem Netto-Exportüberschuss aus den USA, so Schinecker in der Telefonkonferenz.
Schinecker nimmt Bedrohung ernst
Nach der Fokussierung auf ausgewählte Forschungsfelder richtet Roche nun den Fokus also auf seine bedeutendste Absatzregion. Vier bislang nicht näher benannte Medikamente repräsentieren 92% des potenziellen Zollrisikos. Drei davon können bereits in den USA produziert werden, für das vierte sei der Technologietransfer angelaufen, so Schinecker.
Schinecker nimmt die Bedrohung für seinen wichtigsten Absatzmarkt also ernst. Das muss er auch, denn die bei Roche zuletzt wieder stärker als der Umsatz steigende Kerngewinn hängt zu einem gewichtigen Teil von den USA ab. Insofern lasten auf dem attraktiven 2025er-KGV der Aktie (258,30 CHF; CH0012032048) von 12 also durchaus Zweifel.
Wir stufen Roche vorerst auf Halten ab. Unser Stopp liegt weiterhin bei 212,75 CHF.