Geld- und Fiskalpolitik

„Whatever-it-takes“, Made in Germany

Die Berliner Koalition nimmt eine Anleihe beim früheren EZB-Chef Mario Draghi: Für Verteidigung und in Infrastruktur wird investiert – „whatever it takes.“ Ein überfälliger Schritt für Deutschland, den die Börsen feiern. Vor allem die zweite Reihe, also MDAX und SDAX, holen nach Jahren der Underperformance gegenüber dem DAX weiter auf. Denn das Ausgaben-Feuerwerk verbessert die Rahmenbedingungen für alle Unternehmen in Deutschland.

von Klaus Brune,
Flagge Deutschlands
Flagge Deutschlands © Noelsch

Es ist das größte fiskalpolitische Stimulierungsprogramm in der Geschichte der Bundesrepublik: Ein Sondervermögen von 500 Milliarden Euro für Infrastrukturprojekte. Zwar muss der Bundestag in alter Zusammensetzung noch zustimmen, doch das ist wahrscheinlich. Das Programm ist doppelt so hoch wie der Bundesverkehrswegeplan 2030 und dreimal so hoch wie der Solidarpakt für Ostdeutschland. Hinzu kommt ein „whatever-it-takes“-Fördertopf für Verteidigung, in den alles fließt, was oberhalb von 1% des BIP liegt.

Laut Schätzungen von Ökonomen werden jährlich 2 bis 3% des BIP zusätzlich investiert. Das Paket wird sich laut Deutschen Bank auf etwa 1 Billion US-Dollar belaufen. Finanzierbar ist das: Die Staatsverschuldung liegt aktuell bei 63% des BIP und könnte mit den Ausgaben auf 84% steigen – immer noch weit unter dem von Frankreich (115%) oder den USA (124%).

Die Börse feiert jedenfalls das Programm. Nach vier Jahren der Underperformance zeigt vor allem die zweite Reihe Stärke: MDAX und SDAX performen erstmals in diesem Jahr besser als der DAX (siehe Chart). Rüstungswerte wie Rheinmetall, Renk und Hensoldt profitieren ebenso wie Bauunternehmen, zu denen auch unsere Musterdepotwerte Bilfinger und Porr zählen oder Infrastrukturunternehmen wie unser Depotkandidat Vossloh. Immobilienwerte wie Vonovia leiden dagegen unter steigenden Zinsen. Auch Sektoren wie Gesundheit, denen für 2024 Aufholpotenzial beschieden worden war, dürften zu spüren bekommen, dass das Geld der Anleger verstärkt in andere Bereiche fließt.

Wir haben zwar Zweifel, ob der Staat der richtige Investor ist (Stuttgart 21 und der Hauptstadt-Flughafen lassen grüßen). Doch das Maßnahmenpaket kann helfen, Deutschland aus der Krise zu führen. Der Staat muss gute Rahmenbedingungen schaffen, die den Standort Deutschland stärken und seine Unternehmen wettbewerbsfähiger machen. Der Infrastruktur-Fördertopf kann dabei eine wichtige Rolle spielen – nicht nur für die Unternehmen in der zweiten Reihe.

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