Spezialpharmazie

Medios ist nicht satt, muss aber verdauen

Bei Medios ist viel passiert: Mitte März gab der Pharma-Spezialist eine strategisch bedeutsame Übernahme bekannt, kurz vor Ostern kamen besser als erwartet ausgefallene 2023er-Zahlen und ein Ausblick bis 2025 hinzu. Genug gute Gründe für uns, mit CEO Matthias Gärtner die Ereignisse einzuordnen.

Klaus Brune,

2023 hatte wegen regulatorischer Einschränkungen unter keinem guten Stern gestanden (vgl. PB v. 11.5.23) und wir waren bei der Aktie im vergangenen Herbst ausgestoppt worden. Wenn man diese Sonderfaktoren berücksichtige, so CEO Gärtner, „dann war 2023 mit Abstand das beste Jahr der Unternehmensgeschichte.“ Umsatz und ber. EBITDA kletterten jeweils um gut 10% auf 1,8 Mrd. bzw. 60,5 Mio. Euro, die Marge konnte bei 3,4% gehalten werden. „Das Jahr 2023 zeigt sehr schön die Stärke unseres Geschäftsmodells.“

Denn Medios beliefert zum einen Apotheken mit standardisierten Arzneimitteln, stellt in seinen Reinlaboren aber auch patientenindividuelle Medizin her. Ersteres ist vergleichsweise margenschwach (EBITDA-Marge 2023: 3,0%), ist nach dem Zukauf von Cranach Ende 2020 aber mit 87% des Konzernumsatzes bestimmend; letzteres erzielt deutlich bessere EBITDA-Margen (2023: 10%) und wurde 2022 mit der Übernahme der NewCo gestärkt (vgl. PB v. 28.11.22). „Wir haben uns darauf fokussiert, den Ergebnisanteil der patientenindividuellen Medizin wieder in Richtung 40% zu bringen. Da sind wir hingekommen.“, zeigt sich Gärtner zufrieden (EBITDA-Anteil 2023: 36%).

Jetzt bekommt der Bereich durch den Kauf der niederländischen Ceban (Umsatz 2023: rd. 160 Mio. Euro; EBITDA-Marge: 18%) einen gewaltigen Schub. Das verdeutlicht der Ausblick auf 2025, den Medios nach Bekanntwerden der Akquisition veröffentlicht hat: Bis dahin sollen der Umsatz auf 2,15 Mrd. Euro (das wären +10% p.a. seit 2022) und das ber. EBITDA auf 110 Mio. Euro (+121% p.a.) gesteigert werden, weil Ceban Medios internationaler macht und die werthaltige Individualmedizin nachhaltig stärkt. Und das alles zu einem vertretbaren Preis, wie Gärtner erklärt: „Basierend auf den 2023er-Zahlen ergibt sich ein EBITDA-Multiple von 8,9.; nimmt man die zu erwartenden 2024er-Zahlen, wäre das EBITDA-Multiple noch spürbar niedriger.“

Ein kleiner Hasenfuß stellt die Verwässerung durch neue Aktien (6,7% des Grundkapitals) und die Schuldenaufnahme (Brückenfinanzierung über 200 Mio. Euro) dar. Macht nichts, beruhigt Gärtner: „Unsere Leverage wird dieses Jahr knapp über 2x EBITDA liegen. Weil das EBITDA steigt und die Schulden durch unseren Cashflow reduziert werden können, wird die Leverage im nächsten Jahr vermutlich nur noch bei 1,7x EBITDA liegen.“ Ist Medios nach der Übernahme satt? „Satt werden wir nie sein. Aber wir müssen verdauen“, sagt Gärtner lachend.

Fazit: Die Strategie stimmt, die Wachstumserwartungen (Umsatz: +10% p.a., Gewinn: +31% p.a.) der Aktie (15,16 Euro; DE000A1MMCC8) sind im 2024er-KGV von 13 (so günstig war das Papier noch nie) noch nicht ausreichend berücksichtigt. kdb

Wir steigen bei Medios wieder ein. Stopp: 11,50 Euro.

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