DHL bleibt beim Brief – aber das Geld liegt im Paket
Das Briefgeschäft gilt als recht unprofitabel. Warum DHL-CFO Melanie Kreis dennoch an der Division festhält und in welchen Bereichen wirklich die Zukunftsmusik spielt.

Einem möglichen Verkauf des früheren Kerngeschäfts Post & Paket Deutschland hat DHL-Finanzvorständin Melanie Kreis eine klare Absage erteilt. In einem Interview mit der „Börsen-Zeitung“ kündigte sie an, dass spätestens ab 2030 wieder Wachstumsimpulse für die Sparte erwartet werden. Bis dahin werde das Briefaufkommen einen Tiefpunkt erreichen, während das Paketgeschäft mit einer jährlichen Wachstumsrate von rund 3,5% (laut Statista) dominieren dürfte.
Vom Ertragsgaranten zum Nachzügler
Vor 15 Jahren erwirtschaftete das Briefgeschäft in Deutschland mit 1,1 Mrd. Euro noch rund die Hälfte des operativen Gewinns (EBIT) des Konzerns. 2024 waren es bei 821 Mio. Euro nur noch 14%. Der Vorstand nennt die Schwelle von 1 Mrd. Euro als jährlichen Investitionsbedarf, der 2025 wieder erreicht werden soll – unterstützt durch ein laufendes Kostensenkungsprogramm.
DWS und Deka fordern seit Längerem eine Prüfung der Abspaltung von Post & Paket Deutschland. CEO Tobias Meyer hatte dies auf der Hauptversammlung 2024 an das neue Postgesetz geknüpft, das eine klare Trennung zwischen Briefzustellung und Paket- bzw. Logistikdiensten ermöglichen soll. Im Rahmen der „Strategie 2030“ wurde beschlossen, Post & Paket Deutschland sowie E-Commerce in eigenständige juristische Einheiten zu überführen – jedoch ausdrücklich ohne Abspaltung.
DHL ist längst mehr als ein reiner Paketzusteller. In den schnell wachsenden Zukunftsmärkten von der Pharma- bis zur Energielogistik hat sich der Konzern breit aufgestellt. Ob das Festhalten am Briefgeschäft wirtschaftlich sinnvoll bleibt, wird sich zeigen. Diversifikation begrüßen wir grundsätzlich – aber nur, wenn sie profitabel ist. Die DAX-Aktie (39,08 Euro; DE0005552004) pendelt seit zwei Jahren zwischen 35 und 45 Euro. Gelingt die Transformation, erwarten wir in den nächsten drei Jahren ein starkes EPS-Wachstum von jährlich 10%. Die Bewertung von 13 (10J: 14) ist dafür attraktiv.
DHL bleibt ein Kauf. Stopp: 31,10 Euro.