Energienetze – Schwierigkeiten bei der Rekommunalisierung
Die Rekommunalisierung von Energienetzen ist ein Phänomen, das mit den Kategorien des Rechts und der Betriebswirtschaft schwer zu fassen ist. Aktuell laufen eine Vielzahl an Konzessionsverträgen für Strom und Gas aus. Manche Fragestellungen wurden dahingehend in den letzten Jahren bereits erschöpfend behandelt und auch teilweise in der Novellierung des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) berücksichtigt. Nun rückt insbesondere die Frage nach der rechtskonformen Ausgestaltung eines transparenten und diskriminierungsfreien Auswahlverfahrens in den Mittelpunkt.
„Diese Anforderung ist gerade vor dem Hintergrund fortschreitender Rekommunalisierungstendenzen zu beachten, die zu einem möglichen Interessenkonflikt für die Gemeinden führen können“, so Thomas Dünchheim, Partner im Düsseldorfer Büro von Hogan Lovells. Das Bundeskartellamt und die Bundesnetzagentur haben in ihrem gemeinsamen Leitfaden zur Vergabe von Strom- und Gaskonzessionen und zum Wechsel des Konzessionsnehmers Anhaltspunkte vorgegeben, welche Anforderungen sie an ein solches Auswahlverfahren stellen. Darin wurde insbesondere deutlich, dass sie die Gemeinden hinsichtlich der Vergabe von Wegenutzungsrechten als marktbeherrschend ansehen und daraus folgern, dass die Gemeinden bei ihrer Vergabeentscheidung u. a. wettbewerbsrechtlichen Restriktionen unterliegen. So wurde das Bundeskartellamt in der Folge in diversen Verfahren aktiv. Die Stadt Pulheim hob z. B. in diesem Jahr auf eine Rüge des Bundeskartellamts hin den im Jahr 2009 geschlossenen Vertrag mit den Stadtwerken auf und wiederholte das schon abgeschlossene Konzessionsverfahren.
Insgesamt zeigt sich, dass aktuell insbesondere die Ausgestaltung eines transparenten und diskriminierungsfreien Auswahlverfahrens im Rahmen der Konzessionsvergabe sehr kompliziert ist. Neben einer klaren Strukturierung des Vergabeprozesses erscheint dabei auch eine detaillierte rechtliche Prüfung der anzulegenden Auswahlkriterien als unerlässlich. Hogan Lovells-Partner Dünchheim sieht die Kommunen hier meist gar nicht oder nur unzureichend aufgestellt. „Der Rechtsrahmen und die Komplexität werden im Einzelfall unterschätzt und nicht ausreichend beherrscht“, stellt er fest. Erschwerend komme hinzu, dass ein aktives Vertragscontrolling meist nicht stattfinde, so der Experte für Öffentliches Recht. Eine stärkere Sensibilisierung für die vielfältigen rechtlichen Problemstellen sei notwendige Voraussetzung für eine erfolgreiche Verwirklichung kommunaler Potenziale.
ARTIKEL DIESER AUSGABE
Living Wills – Eine Lebensaufgabe für Banken
Auf einige deutsche Banken kommt erheblicher Organisations- und Strukturierungsaufwand zu. Die seit wenigen Wochen im Entwurf vorliegende Crisis Management Directive (CMD) verpflichtet... mehr
ThyssenKrupp treibt strategische Neuausrichtung voran
Mit seinem am 13.5.2011 vorgestellten Fahrplan zur strategischen Neuausrichtung kommt der Stahl- und Technologiekonzern ThyssenKrupp gut voran. Rund 95% der Geschäftsaktivitäten, für... mehr
Heuking begleitet ersten Uni-Bau mit kommunalem Bauherrn
Ein Team der So-zietät Heuking Kühn Lüer Wojtek um die Düsseldorfer Bau- und Vergaberechtsexperten Peter Kamphausen und Bastian Gierling haben den Kreis Kleve sowie die kreiseigene... mehr
Continental deckt Kapitalbedarf in USA durch Dollar-Anleihe
Die Sozietät Freshfields Bruckhaus Deringer hat den Reifenspezialisten Continental bei der Emission seiner ersten in US-Dollar denominierten Anleihe beraten. Tätig waren die Partner... mehr
Clifford Chance und DLA Piper erfolgreich im Falk-Verfahren
Der langjährige Rechtsstreit zwischen der britischen Firma Energis und dem Verlagserben und Internetunternehmer Alexander Falk hat ein vorläufiges Ende gefunden: Am 20. September verurteilte... mehr
Insolvenz – Zulieferer Neumayer schlüpft unter Rettungsschirm
Der Automobilzulieferer Neumayer Tekfor nutzt das neue Schutzschirmverfahren, das Unternehmen mit dem reformierten, seit 1.3.2012 geltenden Insolvenzrecht zur Verfügung steht. Ein Team... mehr
Börsen sollen künftig selbst über Leerverkäufe entscheiden
"Die Koalitionsfraktionen CDU/CSU und FDP haben am 26.9.2012 im Finanzausschuss des Bundestags Forderungen der Opposition und des Bundesrats abgelehnt, die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht... mehr
Kartellbehörden ziehen die Zügel an
Wie Korruption, Geldwäsche oder Finanzmarktmanipulation werden auch Kartellverstöße weltweit zunehmend aggressiver verfolgt. Dank der hocheffizienten Kronzeugenprogramme werden den... mehr
GGV baut Standort Hamburg aus
"Die deutsch-französische Kanzlei GGV Grützmacher Gravert Viegener gewinnt zwei neue Partner für ihr Hamburger Büro. Seit 1.10.2012 gehören Jan Schoop und Eric Pritsch zum Team. " mehr
Ashurst mit Neuzugang im Energiewirtschaftsrecht
"Die Sozietät Ashurst hat sich im Energiewirtschaftsrecht verstärkt. Bereits zum 17.9.2012 wechselte Maximilian Boemke als Counsel von der Luther Rechtsanwaltsgesellschaft ins Frankfurter... mehr