SEC-Klage bringt Rio Tinto nicht aus dem Tritt

Am Dienstag hat die für ihre drakonischen Strafen bekannte amerikanische Wertpapieraufsicht SEC gegen den Bergbauriesen Rio Tinto vor einem Bundesgericht in New York Klage eingereicht. Der Vorwurf: Bilanzfälschung. So dramatisch das klingt, so erstaunlich ist die Reaktion der Rio Tinto-Aktie (41,47 Euro; 852147; GB0007188757), die lediglich anderthalb Prozent nachgab und damit nur etwas mehr als BHP Billiton (-1%) und sogar weniger als Vale (-3%), die beiden anderen globalen Bergbau-Giganten. Hintergrund der Klage ist die unüberlegte Expansion des ebenfalls angeklagten Ex-Chefs Tom Albanese vor acht Jahren, als die Rohstoffpreise dank China boomten. Für 3,7 Mrd. Dollar wurde in Mozambik eine Kohlemine gekauft, die sich im Nachhinein als weniger ertragreich herausstellte als gedacht und nach Einbruch der Rohstoffpreise wenige Jahre darauf für 50 Mio. Dollar verschleudert wurde. Die entsprechenden Wertberichtigungen sind laut SEC zu spät gekommen. Die britische Aufsichtsbehörde FCA hat Rio deshalb bereits zu einer Strafe von 27 Mio. Pfund verurteilt, aber keinen Betrug festgestellt. Auch in den USA erwarten wir nichts Dramatisches.

Interessant ist vor allem, dass sich der Markt nicht nervös machen lässt. Rio Tinto hat unter CEO Jean-Sebastien Jaques  konsequent einen anderen Weg eingeschlagen. Die Australier müssen nicht mehr um jeden Preis die Nr. 1 sein. Stattdessen wird das Portfolio kontinuierlich optimiert. Den durch die zuletzt gestiegenen Notierungen etwa für Aluminium gewachsenen Spielraum nutzt Jaques für Verkäufe. Auch die australischen Kohleaktivitäten stehen im Schaufenster. Interessenten gibt es für alles. Nach dem Verkauf von Assets im Wert von 7 Mrd. Dollar in den vergangenen Jahren könnten laut Macquarie weitere Deals über 10 Mrd. Dollar folgen. Das Geld geht an die Aktionäre über steigende (Zwischen-) Dividenden und ein zuletzt aufgestocktes Aktienrückkaufprogramm. Die Börse hat dies erkannt, weshalb die Rio-Aktie Vale und BHP auch abgehängt hat. Dazu kommt die Aussicht, dass es nach einem schwächeren ersten Halbjahr auch operativ wieder besser gelaufen sein könnte: Die Eisenerzproduktion im Q3 kletterte um 6% und damit stärker als erhofft. Wir bleiben bei Rio Tinto am Ball mit unverändertem Stopp bei 33,80 Euro.

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