Lateinamerika – Ein Bremsklotz namens Trump

Der Aufschwung der Weltwirtschaft macht sich auch in Lateinamerika bemerkbar. So haben mit Argentinien und Brasilien die beiden Schwergewichte im laufenden Jahr ihre Rezessionen hinter sich gelassen. Dennoch bleibt das Wachstum verhalten, mit 1,2% und 1,9% für 2017/18 wird die Region zum Nachzügler einer deutlich schneller wachsenden Weltwirtschaft (3,6% und 3,7%). Lateinamerika bleibt klar hinter den etablierten Industriestaaten zurück. Der ganze Kontinent trägt insgesamt auffällig wenig zum globalen Aufschwung bei, gemessen an den Daten des aktuellen IWF-Ausblicks. Dafür sind mehrere Faktoren verantwortlich.

Zunächst ist da der unter den Erwartungen liegende US-Beitrag, der an der Abwärtsrevision der Prognosen erkennbar wird. Der noch im April einkalkulierte Wachstumsimpuls durch eine expansivere Fiskalpolitik ist allzu unsicher geworden und wird daher herausgerechnet. Gleichzeitig kann die US-Wirtschaft die überraschend positive Entwicklung des internationalen Handels nicht nutzen. Von daher wirken die USA mangels eigener Dynamik bremsend auf den Trend südlich des Rio Grande. Hinzu kommt die politische Dimension, der neue US-Protektionismus der Trump-Administration, die nicht nur multilaterale Verträge ablehnt und auflöst, sondern die Nachbarn mit Sanktionen und Behinderungen überzogen hat. Damit tragen die USA entscheidend dazu bei, dass in der ganzen Region vom Handel schon im laufenden Jahr keine Wachstumsimpulse mehr ausgehen und für die kommenden Jahre auch nicht erwartetet werden. Hinzu kommen weit verbreitete politische Unsicherheiten. In Argentinien und Chile wird noch in diesem Jahr gewählt, in Brasilien 2018. Die erkennbaren Spannungen und Risiken schwächen die Investitionsneigung der Unternehmen. Am geringsten dürfte dieser Effekt in Argentinien sein, wo die Regierung von Mauricio Macri eine greifbare wirtschaftliche Trendwende vorweisen kann und zudem die Opposition unter Macri-Vorgängerin Christina Kirchner mit immer neuen Korruptionsvorwürfen aus ihrer eigenen Regierungszeit zu kämpfen hat. Brasiliens Präsident Michel Temer hat die ihn tragende Koalition durch seine haarsträubende Korruption desavouiert. Seine Politik zielt ausschließlich auf die Absicherung der etablierten Elite, die sich traditionell auf die Branchen Rohstoffe und Landwirtschaft stützt. Impulse für eine positive Entwicklung sind kaum zu erwarten. Chile erholt sich nur langsam vom Einbruch des Kupferpreises. Allerdings könnte die Börse in Santiago neue Impulse durch weitere Zinssenkungen erhalten.

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