Russland – Besser, aber noch längst nicht gut

Die Finanzmärkte signalisieren eine beachtliche Erholung der russischen Wirtschaft. Der Moskauer RTX-Aktienindex legte seit Juni um etwa 18% zu. Der Rubelkurs reagierte allerdings verzögert und ist daher über diesen Zeitraum insgesamt noch im Minus. Immerhin gibt es gute Nachrichten aus dem Reich von Kreml-Chef Wladimir Putin: Die Inflation ist vorerst im Griff, die Zinsen sinken und die Rezession des vergangenen Jahres ist überwunden. Vor allem aber zieht der Ölpreis wieder an (s. Börsenbarometer auf S. 5) und hat den Kursen neuen Schwung gegeben. Aber nach wie vor gilt: Es hängt alles am Öl in Russland. Die erkennbare Erholung des Ölpreises hat auch der Konjunktur einen neuen Impuls verliehen, der sich in positiveren Prognosen niederschlägt. So hob der IWF seine Projektion für das laufende Jahr von 1,4 auf 1,8% an. Die Volkswirte der Commerzbank gehen mit ihrer Schätzung von 2% sogar noch ein wenig höher.

Jenseits dieser guten Nachrichten vom aktuellen Rand ist aber klar: Wesentlich besser wird es auf absehbare Zeit nicht. Russland schleppt zu viele strukturelle Probleme mit sich herum. Offen zutage liegt der in der Ära Putin völlig unzureichende Strukturwandel. Es gibt immer noch einen großen Staatssektor. Innerhalb der privatisierten Teile sind letztlich dysfunktionale Strukturen der Sowjetära auch unter den neuen Besitzern erhalten geblieben. Unverändert werden wirtschaftliche Entscheidungen im Zweifel der politischen Opportunität untergeordnet so wie auch der Schutz der Eigentumsrechte. Das bremst die Investitionsneigung der privaten Unternehmen und damit die wirtschaftliche Verwertung der großen technischen Potenziale, über die Russland zweifellos verfügt. Die westlichen Sanktionen im Gefolge der russischen Aggressionen im „post-sowjetischen Raum“ (Georgien, Krim, Ost-Ukraine) haben dieses Problem noch verschärft. Unterm Strich bleibt so die starke Abhängigkeit vom Geschäft mit Öl und Gas erhalten.

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