Indien – Wachstum voraus

Indiens Wirtschaft erweist sich als überraschend robust gegenüber den Belastungen, die sich aus dem internationalen Umfeld ergeben. Darunter etwa das anziehende Zinsniveau und der wachsende Protektionismus. Der jüngste Ausblick der Notenbank Reserve Bank of India (RBI) sieht einen Wachstumspfad um 7 bis 7,5% für die nächsten Quartale vor. Die Daten vom aktuellen Rand deuten auf eine ruhigere Gangart der Industrie. Der Einkaufsmanager-Index der verarbeitenden Industrie gab zuletzt um 0,8 Punkte auf 52,3 Punkte nach, liegt damit aber immer noch klar über der Expansionsschwelle von 50 Punkten. Demgegenüber zieht die Konjunktur des für die indische Wirtschaft gewichtigeren Dienstleistungssektors wieder an, dessen Einkaufsmanager-Index von 49,6 auf 52,6 Punkte stieg und damit die Schwäche vom Juni ausbügelte.

Die Währungshüter können sich daher ganz auf den anziehenden Trend der Inflation konzentrieren und legten mit einer weiteren Zinserhöhung um 25 Basispunkte auf jetzt 6,5% nach, die in dieser Höhe auch vom Markt erwartet wurde. Hintergrund ist eine Projektion der Inflationsraten, die sich zumindest in den nächsten 12 Monaten bei 4,6% und 5% (Ziel 4%) bewegen wird. Dabei ist nicht so sehr diese Abweichung, sondern vielmehr die Befürchtung maßgeblich, dass sich bei privaten Haushalten und Unternehmen eine über dem 4%-Ziel liegende Inflationserwartung festsetzen könnte. Dem will die RBI begegnen, um die Inflationsdynamik im Keim zu ersticken. Zudem dürfte für Indiens Zentralbank der anziehenden Dollarzinsen eine Rolle gespielt haben: Die Rupie stand mit den meisten anderen Währungen der Emerging Markets seit Jahresanfang sowohl zum US-Dollar als auch zum Euro unter Druck. Diese Abwertungstendenz treibt die Inflation weiter nach oben über die Importpreise. Daher zielt diese Zinserhöhung wohl auch darauf, die Rupie zu stabilisieren. Diese recht straffe Ausrichtung der Geldpolitik stützt sich auch auf der Voraussetzung, dass die Regierung mit ihren fiskalischen und ordnungspolitischen Mitteln die nötigen expansiven Impulse setzt. Konkret sind hier zunächst fühlbare Senkungen der Umsatzsteuer für wichtige Warengruppen zu nennen, etwa für Haushaltsgeräte. Der Satz für die „weiße Ware“ wurde von 28% auf 18% gesenkt, was die Nachfrage durchaus stimuliert. Daneben erwarten lokale Beobachter auch positive Effekte durch ein vereinfachtes Verfahren der Steuerveranlagung für kleinere Unternehmen. Das soll die Betriebe entlasten, weil weniger Aufwand für die Buchungen und deren Dokumentation betrieben werden muss.

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