Brasilien – Erholung im Schneckentempo
Die Erholung Brasiliens nach der tiefen Rezession 2015/16 geht langsamer voran als erhofft. Kürzlich bestätigte Finanzminister Eduardo Guardia, dass die Regierng ihre Wachstumsschätzung für 2018 von den zu Jahresanfang genannten 2,5% auf jetzt nur noch 1,6% zurücknehmen werde. Noch etwas schwächer fiel der Überblick der Notenbank über die Schätzungen der Unternehmen im Finanzsektor (hauptsächlich Banken) aus. Dort ergaben sich im Mittel nur noch 1,5%.
Diese Schwäche ist kaum auf eine übertriebene Sparpolitik der Regierung des scheidenden Interimspräsidenten Michel Temer zu verdanken, denn die Quote der Staatsschulden in Relation zum BIP steigt in Brasilien allen Schwüren zum Trotz. Hier schlägt wohl auch in harten Zahlen durch, dass sich diese Regierung nur durch den aus dem Etat heraus finanzierten Kauf von Gefälligkeiten an der Macht halten kann seitdem unübersehbar ist, dass Präsident Temer selbst zutiefst in den Korruptionsskandal verwickelt ist. Dieser diente als Anlass, die vormals regierende Präsidentin Dilma Rousseff des Amts zu entheben. Kurz: Die durch ihre Verwicklung in den Korruptionsskandal geschwächte Regierung Temer rettete sich durch Korruption in noch größerem Maßstab. Genau hier setzten denn auch die aktuellen Schwächen an: Der Kauf gefügiger Mehrheiten im Parlament belastet das Budget. Schlimmer noch. Die zunächst vom Machtwechsel begeisterte Wirtschaft konstatiert mittlerweile die Abwendung der Wähler von den Parteien, die hinter der wirtschaftsfreundlichen Politik der aktuellen Regierung steht. Damit wird höchst unsicher, wie die im Oktober fälligen Wahlen ausgehen werden. Geraldo Alckmin, der als Mitte-Rechts-Kandidat für die Präsidentschaft der aktuellen Regierung am nächsten steht, kommt bislang kaum über 10% Zustimmung hinaus. Stattdessen nehmen radikale Figuren einen dominierenden Platz in der politischen Landschaft ein, wie der in den Umfragen führende Rechtsradikale und Ex-Militär Jair Bolsonaro. Dazu kommen kaum verhüllte Drohungen mit einem Militärputsch. Der Fortbestand der Reformen und die Umsetzung der noch ausstehenden Projekte ist damit ungewiss. Diese Lage schlägt auf die Stimmung von Unternehmen und privaten Haushalten durch. Unter diesen Umständen bleiben wir bei unserer Einschätzung, dass Brasilien nicht empfehlenswert ist, allenfalls in Sondersituationen bei einzelnen Titeln.
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