Märkte

Peking legt Zinslatte tiefer

Mit einer überraschenden Leitzinssenkung hat die People’s Bank of China (PBOC) am Montag (22.7.) die Märkte kalt erwischt. Chinas Zentralbank will so der schwächelnden Wirtschaft unter die Arme greifen.

Hauptsitz der People's Bank of China in Peking, China
Hauptsitz der People's Bank of China in Peking, China © CC0

Erstmals seit fast einem Jahr hat die PBOC den 7-Tage-Reposatz zurückgenommen: Um 10 Basispunkte ging es auf 1,7% abwärts. Auch der als Loan Prime Rate (LPR) bekannte Schlüsselzins für ein- und fünfjährige Kredite ist um jeweils 10 Punkte auf 3,35 bzw. 3,85% gesenkt worden. Es handelt sich dabei um neue Rekordtiefs seit der Einführung der LPR im August 2019 (zuvor: Benchmark Lending Rate). Dass eine weitere Zinssenkung notwendig werden könnte, darauf hatten wir schon vor Jahresfrist hingewiesen (vgl. PEM v. 9.8.23). Nach der Entscheidung fielen die Renditen 10-jähriger chinesischer Staatsanleihen um bis zu 3,4 Punkte. Erst im Juni hatten sie ein Allzeittief bei 2,20% erreicht.

Mit der Entscheidung folgt die Zentralbank der Führung Xi Jinpings, der nach dem dritten Plenum des 20. Zentralkomitees am Freitag Reformen zur Belebung des Konsums ankündigte. Während die meisten neuen und ausstehenden Kredite auf dem einjährigen LPR beruhen, ist der fünfjährige LPR wichtig für die Baufinanzierung. Die Krise am Immobilienmarkt hat das Vertrauen chinesischer Privatanleger in die Regierung zutiefst verunsichert (vgl. PEM v. 16.8.23). Seither bunkern sie ihr Erspartes und drosseln ihren Konsum.

Für die KP bedeutet die inländische Konsumflaute einen unwillkommenen Bremseffekt für die Konjunktur, sollte doch bereits mit dem 13. Fünfjahresplan (2016-2020) der Wandel hin zur Konsumgesellschaft gelingen (vgl. PEM v. 17.3.16). Im Q2 etwa stieg das BIP nur um 4,7% und damit so langsam wie zuletzt im Q1 2023. Das Problem: Seit der Finanzkrise 2008 hat China hohe Schulden für Infrastrukturprojekte (40% des BIP) gebildet, ohne dass diese den Konsum angekurbelt haben. Sollten Reformen ausbleiben, wird es zu einer weiteren Ausweitung der Schuldenlast (2023: 83% vom BIP) kommen, was den Druck auch auf Kreditnehmer Chinas wie Pakistan (s. diese Ausgabe) steigern dürfte. dog

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