Adyen – Wenn Qualität zum Nachteil wird
Während die Konkurrenz wie Stripe einspart, investiert Adyen in zusätzliches Personal für künftiges Wachstum. Diesen langfristigen Ansatz halten wir für richtig, wie wir bereits in PB v. 9.2. („Hire, not Fire“) konstatierten. Kurzfristig führt das zu Margendruck. Hinzukommt, dass im US-Digitalgeschäft zunehmender Preiswettbewerb herrscht, da Kunden wie z. B. Spotify oder Netflix mehr auf die Kosten schauen. Bei wenigen Basispunkten pro Transaktion geht es aber v. a. um Volumen und das wandert aktuell auch mangels kaum vorhandener Wechselkosten zu günstigeren Anbietern.
So legte der Umsatz um 21% (organisch: +19%) nach zuvor +25% zu und lag 5% unter Konsens. Die „Take Rate“, also der Umsatz pro Transaktion, stieg hingegen leicht von 17,1 auf 17,3 Basispunkte. Das verdeutlicht, dass Adyen im Vergleich zur Konkurrenz keine Abstriche beim Preis macht. Die Personalkosten stiegen stärker als erwartet, wodurch das EBITDA mit 320 Mio. (-10%; Konsens: 376 Mio.) Euro deutlich hinter den Markterwartungen zurückblieb. Die Marge fiel auf 43,3% (Vj.: 59,0).
Die Mittelfrist-Prognose (Umsatz: +25% bis +33% p. a.; EBITDA-Marge: >65%) wurde zwar bestätigt: Ob sie zu halten ist, wird auch davon abhängen, ob der Preiswettbewerb nur der Wirtschaftslage geschuldet ist und Adyen Marktanteile zurückgewinnen kann. Dank Technologieführerschaft können den Kunden zusätzliche Informationen bereitgestellt und Kosten eingespart werden. Die Gesamtkosten („Total cost of ownership“) sollen so tatsächlich niedriger liegen als bei der Konkurrenz: So hilft Adyen durch Datenanalyse beispielsweise dabei, die Häufigkeit abgelehnter Kreditkartentransaktionen zu reduzieren. js
Es wird Zeit brauchen, bis sich diese Sicht am Markt durchsetzt. Wir beobachten Adyen vorerst.