Telekommunikation

1&1 – Echte Trendwende oder doch nur Rohrkrepierer?

Es ist Jahre her, dass Investoren beim Mobilfunker 1&1 einen zweistelligen Kurssprung erlebten. Doch am Mittwoch (2.8.) war es bei der SDAX-Aktie (12,82 Euro; DE0005545503) wieder so weit.

Nachdem ein Vorvertrag für eine langfristige „National Roaming“-Partnerschaft mit Vodafone bekannt gegeben wurde, schoss das Papier bis Tagesende um 17% in die Höhe. Spätestens ab 1.10.24 können Kunden für noch nicht vom neuen eigenen Mobilfunknetz versorgte Gebiete auf das Vodafone-Netz (inklusive 5G) zugreifen. Ein wahrer Befreiungsschlag ist das aber nicht, denn ohne eigenes Netz müssen weiter Nutzungsgebühren bezahlt werden. Bisher gingen die an den Partner Telefónica, künftig dann an Vodafone. Die hohen Fremdgebühren waren ein Hauptgrund für den Bau eines eigenen 5G-Mobilfunknetzes, von dessen Aufbau das Unternehmen auch nicht abrücken will, wie es uns auf Anfrage erklärte. Dieses bei Investoren ungeliebte Vorhaben verlief bisher schleppend und CEO Ralph Dommermuth plant 2023 mit Investitionen von 320 Mio. (2022: ca. 250 Mio.) Mio. Euro. Wir sind gespannt, ab wann der Mobilfunk- und DSL-Anbieter nicht nur investieren muss, sondern mit seinem Netz auch nennenswerte Gewinne einfährt. Für 2023 wird das neue Netz allein wegen Anlaufkosten noch einen EBITDA-Verlust von rd. 120 Mio. Euro produzieren. Damit begründet sich auch die EBITDA-Schwäche im Q2 von 169,9 Mio. Euro (-6,2%), obwohl der Umsatz dank neuer Kundenverträge nur um 0,4% auf rd. 972,1 Mio. Euro nachgab. Während der Erlös den Marktkonsens (986,6 Mio. Euro) leicht unterschritt, lag der Gewinn minimal darüber (Konsens: (167,6 Mio. Euro). Gravierender finden wir jedoch die Lage beim Free Cashflow (FCF). Dort musste 1&1 einen Mittelabfluss von 117,6 Mio. Euro ausweisen, während im Vj. noch ein Zufluss von 125,8 Mio. zu Buche stand.

Bei unserer Einschätzung richten wir den Blick deshalb nicht auf das augenscheinlich günstige KGV von 6 (10J-Schnitt: 23; Band: 6 bis 84). Uns stört vielmehr die bis mindestens 2025 schwache Cashflow-Situation, woraus sich im Durchschnitt nur eine FCF-Marge von 1% (10J: 7,4%) und ein Verharren der Dividende bei 0,05 Euro je Papier (Rendite: 0,4%) ableitet. Während von 2014 bis 2018 noch eine zweistellige Kapitalrendite (ROCE) von 13% erzielt wurde, halbiert sich diese für die Jahre 2023 bis 2025 im Schnitt auf rd. 6%. Für uns hat sich somit fundamental am Netzausbau und an den mauen Aussichten nichts Gravierendes verändert. sm

Wir meiden 1&1 weiterhin.

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