Das ist Deutschlands Rekordhaushalt
Der neue Haushalt markiert einen historischen Wendepunkt der deutschen Finanzpolitik. Das Geld fließt vor allem in Rüstung, Infrastruktur und Industrie. Um die Konjunktur zu stimulieren, opfert Deutschland seinen Hauptvorteil.

Der neue Haushalt der Bundesregierung sprengt alle Rekorde. Im Zuge der Reform der Schuldenbremse plant Finanzminister Lars Klingbeil eine Rekordneuverschuldung von 850 Mrd. Euro. Allein 2025 sollen 81,8 Mrd. Euro dazukommen, 2026 sogar 89,3 Mrd. Euro. Zum Vergleich: 2024 waren es nur 36 Mrd. Euro.
Doch wohin fließt das Geld genau? Vor allem ins Militär: Der Wehretat soll bis 2029 auf 153 Mrd. Euro steigen – fast das Dreifache von 2024 (52 Mrd. Euro). Damit erreicht Deutschland das NATO-Ziel von 3,5% des BIP (2024: 4,3 Bio. Euro) für reine Verteidigungsausgaben. Auch die marode Verkehrsinfrastruktur wird massiv gefördert: 166 Mrd. Euro sind für Schiene, Digitalisierung und Autobahnbrücken eingeplant. Weitere Milliarden aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) sowie dem Verteidigungshaushalt sollen dazu beitragen, das jüngst verabschiedete 5%-Ziel der NATO zu erfüllen, das militärisch nutzbare Infrastruktur beinhaltet.
Energiepreis als Schlüsselfaktor
Als wichtig für den Industriestandort Deutschland dürfte sich unserer Meinung nach die Senkung der Energiekosten durch Gelder aus dem KTF herausstellen: 2,9 Mrd. Euro fließen in die Strompreiskompensation für energieintensive Branchen wie die Chemie, 3,8 Mrd. Euro entlasten das produzierende Gewerbe bei der Stromsteuer. Ein Industriestrompreis ist noch in Verhandlung. Ob dies reicht, muss sich zeigen. Begleitende Reformen sehen wir als ebenso wichtig an. Zugleich werden erstmals über 200 Mrd. Euro in die Sozialkassen gepumpt.
Für Anleger stehen die Gewinner jedenfalls fest: Verteidigung, Infrastruktur, Industrie. Vieles davon ist jedoch längst an der Börse eingepreist – wie die Kursgewinne von u.a. Rheinmetall (+200%), Renk (+258%), Strabag (+92%) oder Vossloh (+83%) seit Jahresbeginn zeigen.
Die Milliarden für Infrastruktur zeigen auch bei den Prognosen Wirkung: Nach zwei Rezessionsjahren rechnet Bloomberg erstmals wieder mit minimalem Wachstum. Das treibt die Renditen deutscher Staatsanleihen nach oben: 10-jährige stiegen seit Jahresbeginn von 2,36% auf 2,55%, 30-jährige von 2,65% auf 3,07%. Deutschland opfert seinen Hauptvorteil niedriger Zinsen, indem es die Staatsverschuldung auf europäisches Niveau anhebt, um die Konjunktur zu stimulieren.