Schweiz – Quellen der Stabilität
In den Nachbarländern der Schweiz grassiert die Inflation. Und nicht nur dort. Weltweit sind zweistellige Inflationsraten keine Seltenheit. Im Vergleich dazu herrschen in der Schweiz geradezu paradiesische Zustände. Im Juli waren dort die Konsumentenpreise im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,4% gestiegen und gegenüber Juni sogar unverändert geblieben. Aber schon die „3“ vor dem Komma ist für die Schweiz eine Seltenheit. In den Jahren davor bewegte sich die Geldentwertung bei den Eidgenossen nämlich regelmäßig zwischen Null und einem Prozent, rutschte vorübergehend sogar in den negativen Bereich.
Dieser Vorteil der Schweiz wird immer wieder gern mit dem festen Schweizer Franken in Verbindung gebracht. Das Phänomen einer importierten Inflation gibt es in der Schweiz nicht, erst recht nicht, seit der Franken mehr als einen Euro kostet und sich Importe aus dem Euroraum nochmals deutlich verbilligt haben. Noch stärker als der Dollar als Währung einer Weltmacht in Zeiten großer geopolitischer Unsicherheiten profitiert der Franken vom Safe Haven-Status des kleinen Landes, das seine politische Neutralität besonders hochhält, aber mit der Nato und der EU in Sicherheitsfragen eng kooperiert.
Doch es ist längst nicht mehr nur die Währung, die die Schweiz so vorteilhaft dastehen lässt. In Zeiten von Wirtschaftskriegen, die Gas und Öl zur Waffe machen, wirkt der stark auf Wasserkraft fußende Energiemix in der Schweiz stabilisierend. Während deutsche Verbraucher über rasant steigende Preise von Öl und Gas und in der Folge auch von Strom stöhnen, hat sich in der Schweiz kaum etwas verändert. Energietechnisch ist die Schweiz so gut wie autark und kann sich dabei vor allem auf zwei Quellen verlassen: 76% des Stroms kommen in der Schweiz aus erneuerbaren Quellen, davon 66% aus eigener Großwasserkraft und 10,3% aus Photovoltaik, Wind, Kleinwasserkraft und Biomasse. 20% stammen aus wiederum eigener Kernenergie.
Damit ist die Schweiz schon heute mit einem nachhaltigen Energiemix gesegnet, der die ohnehin schon leistungsstarke eigene Wirtschaft auf den internationalen Märkten nur noch wettbewerbsfähiger macht. Der feste Franken wird so auf den Exportmärkten nicht zur Bedrohung. Die Schweizerische Nationalbank, die den Kurs des Franken stets mit Argusaugen beobachtet und ggf. eingreift, wenn er es der heimischen Wirtschaft auf den Weltmärkten zu schwer macht, kann der Rally der eigenen Währung diesmal ziemlich entspannt freien Lauf lassen.
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