Wladimir Putin – Kein Brutus in Sicht
Mehr als ein Monat nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine sitzt Kreml-Herrscher Wladimir Putin weiterhin felsenfest im Sattel. Daran haben weder die unerwartet hohen russischen Verluste in der Ukraine noch die westlichen Sanktionen etwas geändert. Deutsche Geheimdienstkreise gehen von 10 000 bis 12 000 gefallenen russischen Soldaten aus.
Die russische Bevölkerung leidet zwar unter der hohen Inflation, doch bislang gibt es keine Anzeichen, dass der wachsende Unmut alsbald in offenen Protest gegen Putin umschlagen könnte. Die führenden Köpfe der Opposition, die einen solchen Protest initiieren könnten, hat Putin ermorden oder einkerkern (Alexej Nawalny) lassen. Auch eine Palastrevolte oder einen Militärputsch muss der Moskauer Kriegsherr wohl nicht fürchten. Im Kreml hat sich Putin mit treuen Paladinen umgeben. Ein Reformflügel, der auf Putin einwirken könnte, existiert im Kreml schlicht nicht. Die oberste Generalität, die über die Macht und die Mittel für einen Umsturz verfügt, hat den Ukraine-Feldzug mindestens genauso gewollt wie Putin selbst. Einen baldigen Sturz Putins erwarten auch die westlichen Staats- und Regierungschefs nicht. Darauf deutet nicht zuletzt die Ansage der Bundesregierung hin, dass der Westen die Sanktionen für sehr lange Zeit durchhalten müsse. Tatsächlich ist eine Rückkehr zu halbwegs normalen Beziehungen mit Russland kaum vorstellbar, solange Putin noch im Amt ist. Militärisch hat sich die russische Offensive in der Ukraine nach massiven Verlusten festgefahren und ist in einen erbitterten Stellungskrieg umgeschlagen. Westliche Geheimdienste erwarten im April einen erneuten Vorstoß mit frischen Kräften, die derzeit aus Russland nachgezogen werden, darunter auch viele unerfahrene Wehrpflichtige. Übersteht die Ukraine auch diese zweite Invasionswelle, könnte es für Putin eng werden. Ihm blieben dann nur noch zwei Optionen: Ernsthafte Friedensverhandlungen oder eine weitere Eskalation bis hin zum Einsatz von Chemiewaffen.
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