Putin – Wie einst Hitler
Wenn der Noch-Präsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, der zudem Jude ist, Wladimir Putins Überfall auf das „Brudervolk“ der Ukrainer in einer herzzerreißenden Rede mit dem Nazideutschlands 1941 vergleicht, spricht das Bände. Die Parallelen zwischen damals und heute sind verblüffend, aber es gibt Unterschiede, die Hoffnung machen, dass ein 3. Weltkrieg nicht vor der Tür steht.
Zunächst zu den Parallelen, die das geostrategische Handeln von Adolf Hitler und Putin sowie die Reaktion der freien Welt zumindest in den Anfängen nahezu deckungsgleich erscheinen lassen. Deutschland sah sich als Opfer der mit hohen Gebietsverlusten einhergehenden Versailler Verträge von 1919. Der autokratisch denkende und handelnde Putin will ein Russland in den Grenzen der alten UdSSR. Der versammelte Westen ließ einst Hitler gewähren. Im Fall des Saarlandes stimmte noch die Mehrheit der Bevölkerung für eine Wiedereingliederung. Der Einmarsch ins Rheinland wurde toleriert. Sogar bei der Umsetzung des Münchner Abkommens von 1938 und der Abtretung des Sudetenlandes sah die Welt tatenlos zu. Erst Recht im Fall von Österreich, das sich 1938 mit wehenden Fahnen Deutschland unterwarf.
Beim Blick auf Russland und Putin begann alles 2014 mit der ihm vom Westen ohne großen Widerstand, allenfalls ein paar Sanktionen, zugestandenen Annexion der Krim. Sie gehöre mit ihrer mehrheitlich russischen Bevölkerung ohnehin zu Russland. Kaum größer fielen die Proteste aus, als Putin Teile der Ostukraine mit den Provinzen Donezk und Luhansk unter russischen Einfluss brachte. Mit dem Überfall auf die Ukraine und dem ersten Raketeneinschlag um 5:50 Uhr wiederholt sich gestern quasi punktgenau der ebenfalls auf Lügen fußende Angriff Hitlers auf Polen am 1.9.1939. „Seit 5:45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen“, hieß es damals. Der Mitschnitt der legendären Reichstagsrede zeugt davon. Großbritannien und Frankreich, die wenige Monate zuvor einen Friedensvertrag mit Polen abgeschlossen hatten, erklärten Deutschland daraufhin den Krieg, hielten aber die Füße still. Ebenso Russland, das von Hitler wenige Tage vor dem Angriff auf Polen in den Hitler-Stalin-Pakt eingebunden worden war, der die Aufteilung Polens und des Baltikums zwischen beiden Mächten vorsah.
Erst mit dem Angriff auf Russland im Juni 1941 und dem Eintritt der USA in den Krieg nach dem Angriff Japans auf Pearl Harbor erreicht der 2. Weltkrieg seine weltumspannende Dimension. Zu dieser Eskalation, etwa mit russischen Übergriffen auf Polen und das Baltikum, wird es kaum kommen. Diese Länder und weitere aus dem Einflussbereich der ehemaligen Sowjetunion gehören der NATO an, was unmittelbare Folgen bei einem russischen Angriff auslösen würde, die Putin fürchtet.
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