ESG – Was dran ist am Backlash
Russlands Krieg mit seinen Auswirkungen auf den Energiemarkt und die Erfolge der Republikaner bei den US-Midterms sind zwei einschneidende Ereignisse. Sie könnten in ihrer Wucht den weltweiten Siegeszug nachhaltiger Finanzinstrumente nicht nur aufhalten, sondern sogar zur Umkehr zwingen.
Führende europäische Banken wie UBS oder Assetmanager wie Amundi und DWS, die jeweils über substanzielle Standbeine in USA, dem größten und internationale Trends vorgebenden Kapitalmarkt der Welt, verfügen, beobachten die Entwicklung bereits mit Argusaugen, wie zu hören ist. Der Gegenwind sammelt sich zurzeit in den USA auf nationaler wie bundesstaatlicher Ebene. Er richtet sich gegen eine Bewegung, die vor allem in Europa noch zu keinerlei Konzessionen bereit ist. Die EU nimmt mithilfe einer immer ausgefeilteren und strengeren ESG-Taxonomie Investoren in die Pflicht, ihre Portfolios auf ökologische und soziale Nachhaltigkeit zu überprüfen. Demgegenüber haben die Republikaner im ölreichen und für sein Fracking bekannten Texas einzelne Institute, die es mit grünen Finanzprodukten zu streng nehmen, bereits auf eine schwarze Liste gesetzt.
Mehrere Gesetzesinitiativen auch in anderen Bundesstaaten wie etwa Florida haben es sich zum Ziel gesetzt, Finanzdienstleister dazu zu zwingen, sich für Industrien wieder zu öffnen, die sie zuvor mit Blick auf zu wenig Nachhaltigkeit gemieden hatten. Da die Finanzindustrie einer der wichtigsten Intermediäre beim Umbau der Wirtschaft ist, sind die Rahmenbedingungen, unter denen sie arbeitet und investiert, enorm wichtig. Sie entscheiden, in welche Kanäle das Geld fließt. Befürworter eines Backlash befürchten, dass andernfalls wichtige Investitionen (Verteidigung, Versorgung) ausbleiben. BlackRock gab bereits zu erkennen, sich von einem angeblichen Backlash aber nicht beeindrucken zu lassen.
ARTIKEL DIESER AUSGABE
Andreas Przewloka wird neuer Europa-Chef von State Street
Nach 20 Jahren in verschiedenen Führungspositionen bei der Schweizer Großbank UBS zieht es Andreas Przewloka (57) zu neuen Ufern. Wie aus einem uns vorliegenden internen Memo hervorgeht,... mehr
Bertelsmann – Wie es um Gruner + Jahr wirklich steht
Vor knapp einem Jahr wurde der traditionsreiche Zeitschriften-Verlag Gruner + Jahr auf den TV-Sender RTL Deutschland verschmolzen, was so mancher stolze G+J-Mitarbeiter als Demütigung... mehr
Deutsche Filialbanken ringen weiter mit zu hohen Kosten
Weniger Filialen, weniger Mitarbeiter in kundenfernen Bereichen, mehr Effizienz. Diesen Anspruch verkünden die in Deutschland aktiven Filialbanken, die allesamt unter großem Kostendruck... mehr
N26 – Börsengang ist vom Tisch
N26 wird „Challenger“-Bank genannt, da es herkömmliche Banken mit ihrer teils jahrhundertelangen Historie angreifen will. Dass das nicht so leicht ist wie anfangs gedacht, erfährt... mehr
Cum-Ex – Sparkassen im Streit um WestLB-Altlasten fein raus
Rund eine Milliarde Euro Steuergelder hatte die WestLB mit Cum-Ex-Geschäften zwischen 2005 und 2008 in die eigene Tasche gelenkt. Im Streit um die Rückforderungen des Finanzamts fällten... mehr
Rüstung – Nachhaltig oder nicht?
In Investorengesprächen über ESG-Richtlinien dauerte es zuletzt nie lange, bis das Thema auf den Tisch kam: Muss man die Rüstungsindustrie bei nachhaltigen Investments weiter ausschließen,... mehr
Commerzbank – Rückkehr zu Mitarbeiterpräsenz am Samstag?
Angesichts des kontinuierlichen Sterbens haben viele das Konzept der physischen Bankfiliale in ihrer herkömmlichen Form schon abgeschrieben. Die Sparda-Bank Berlin etwa baut sie gerade... mehr
IPOs – Skandinavier werben um deutsche Kandidaten
Ein einziges Mal seit der Jahrtausendwende gab es in Deutschland noch weniger Börsengänge als 2022. Kurz nach dem Platzen der Dotcom-Blase, im Jahr 2003, zählen die Datenanalysten von... mehr
Veränderungen bei PLATOW
Ab dem neuen Jahr entspricht der Erscheinungstermin der PLATOW Brief-Ausgaben dem Redaktionsschluss der jeweiligen Online-Ausgabe, also Dienstag, Donnerstag und Freitag. Die nächste Ausgabe... mehr
Lufthansa-Boni – Kirche im Dorf lassen
Die öffentliche Empörung war groß, als durchsickerte, dass die in der Corona-Krise mit Steuer-Milliarden gerettete Lufthansa das langfristige Bonus-Programm für die Vorstandscrew um... mehr