Deutsche Bank – Panik vor der HV
Die Suche nach einem Sündenbock für die aktuelle Misere der Deutschen Bank treibt kuriose Blüten. In einem mehrseitigen, lanciert wirkenden Interview im „Handelsblatt“ hat der Deutsche Bank-Chefvolkswirt David Folkerts-Landau zu Wochenbeginn dargelegt, warum es eigentlich Josef Ackermann ist, dem diese Rolle gebührt. Zwar hätten schon Alfred Herrhausen und Hilmar Kopper sowie später Rolf Breuer die Finger nach dem Investmentbanking ausgestreckt und dabei die kulturellen Unterschiede zwischen den angelsächsischen Händlern und dem traditionellen deutschen Banker unterschätzt. Aber erst mit Ackermann sei der Risikoappetit der Deutschen Bank wirklich gefährlich geworden. Neu ist diese Analyse nicht.
Umso mehr muss man sich über die Aussagen von Folkerts-Landau, der selbst seit 20 Jahren zum Führungsteam der Deutschen Bank gehört, wundern. Auffällig: Je näher er in seinen Ausführungen dem aktuellen Management der Deutschen Bank kommt, desto differenzierter wird seine Sicht. Anshu Jain habe die Deutsche Bank in der Finanzkrise vor dem Kollaps bewahrt, indem er die Risiken früh reduziert habe. John Cryan sei als Sanierer mit brillanter Auffassungsgabe der richtige Mann gewesen, um das Ruder 2015 herumzuwerfen. Und Oberaufseher Paul Achleitner habe mit seinen Entscheidungen die Transformation der Bank erst ermöglicht und werde eines Tages als erfolgreicher AR-Chef in die Annalen eingehen. Spätestens da hinterlässt das Interview einen schalen Beigeschmack. In der Bank sprechen viele von einem Bärendienst, den Folkerts-Landau dem eigenen Haus erwiesen habe. Die Hälfte der Mannschaft sei entsetzt, heißt es.
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