Rohstoffmärkte – Geld- und Geopolitik trifft auf Unterinvestitionen
Während die USA auf Einkaufstour im Rohstoffsektor gehen, dominiert China längst die Lieferketten. Die geopolitische und wirtschaftliche Sprengkraft dieser Entwicklung ist kaum zu unterschätzen – auch für Europa.

Die USA sichern sich derzeit Anteile an heimischen Rohstoffunternehmen, um ihre Abhängigkeit zu verringern – vor allem bei Lithium und Seltenen Erden. Doch der eigentliche Taktgeber bleibt China, das sich schon seit Jahren über massive Investitionen in Afrika und Asien den Zugriff auf strategisch wichtige Ressourcen sichert. Rund 60–70% der globalen Förderung und 90% der Verarbeitung Seltener Erden laufen über das Reich der Mitte – ein geopolitisches Pfund, das in den wachsenden Spannungen zwischen Washington und Peking zunehmend Gewicht erhält. Auch bei anderen Metallen droht Knappheit. Der Erdrutsch in der Grasberg-Mine in Indonesien, betrieben von Freeport, hat jüngst 3% der weltweiten Kupferproduktion lahmgelegt. Goldman Sachs prognostiziert für 2026 ein Angebotsdefizit von 400.000 Tonnen Kupfer. Zum Vergleich: Laut CME lag die Nachfrage 2024 bei 27 Mio. Tonnen.
Der Westen wacht zu spät auf
Die forcierte Reindustrialisierung der USA, gestützt durch eine expansive Fiskalpolitik und eine zunehmend taubenhafte Fed, trifft auf geopolitische Verwerfungen. Gleichzeitig verschärfen rohstoffintensive Elektrifizierungspläne sowie der Ausbau von KI-Infrastruktur in den westlichen Industriestaaten den Druck weiter. Die Wirkungen dieses Cocktails lässt die westliche Welt nun deutlich die Folgen jahrelanger Unterinvestitionen spüren– ökonomisch wie geopolitisch. Brisant ist zudem die Dynamik am Rohstoffmarkt selbst. Die Historie hat gezeigt, dass ein steigender Goldpreis der Vorläufer vor jeder signifikanten Rohstoffrally war. Zurückzuführen ist dies auf den Fakt, dass Gold eng mit Inflationserwartungen korreliert, während der restliche Rohstoffsektor die tatsächliche Inflation abbildet. Die massive Goldrally könnte somit ein starkes Anzeichen für eine kommende, breite Rohstoffrally sein.
Europa droht den Anschluss zu verlieren
Die Frage der Versorgungssicherheit wird in den kommenden Jahren weiter an Brisanz gewinnen. Ohne klare Rohstoffstrategie riskiert insbesondere Europa, seine wirtschaftlichen Probleme durch Lieferengpässe weiter zu verschärfen. Der Wettlauf um Kupfer, Lithium und Seltene Erden hat längst begonnen – und wer jetzt zögert, bleibt auf der Strecke.