Baumot – Neustart 2020?
Die Story klang so vielversprechend: Mittels Hardwarenachrüstung sollen alte Diesel-Fahrzeuge ihre Fahrerlaubnis behalten. Doch auf die Betriebserlaubnis für das eigens entwickelte System zur Minderung von Stickoxiden musste der Hersteller Baumot lange warten. Zudem verloren sich die Autokonzerne in Debatten um die Finanzierung der Nachrüstung, was den kompletten Prozess verzögerte.
Und so fand sich die seit jeher volatile Aktie (1,10 Euro; DE000A2G8Y89) im Frühjahr nach einem 80%-Absturz innerhalb von zwei Jahren bei 0,80 Euro und damit auf Pennystock-Niveau wieder. Die Stimmen derer, die die Seriosität des Geschäftsmodells anzweifelten und Baumot als Pleitekandidaten ausmachten, mehrten sich. Doch sie sollten sich irren.
Nach einer konsequenten Sanierung im Jahr 2018 standen 2019 der Aus- und Aufbau des operativen Geschäfts unter strenger Kostendisziplin und Ertragsorientierung im Fokus. Mit Erfolg: Baumot konnte die Umsätze um 144,3% auf 15,1 Mio. Euro steigern und das EBITDA mit 150 000 Euro in die Gewinnzone hieven (2018: Verlust von 6,1 Mio. Euro). Der freie Cashflow stieg von 65 000 auf 1,1 Mio. Euro, die EK-Quote von -22,3 auf 31,1%. Die Schulden konnten um gut 3 Mio. auf rd. 4,4 Mio. Euro gesenkt werden. Corona kam daher zur Unzeit, aber CEO Marcus Hausser betont, dass keine Geschäfte weggebrochen, sondern lediglich verschoben worden seien.
Die Nachholeffekte und das zunehmende Umweltbewusstsein der Europäer, das sich im Q1 bereits bemerkbar machte, lässt ihn zuversichtlich nach vorn blicken. Er rechnet für das Gj. mit einem Umsatz von 20 Mio. Euro und einem EBITDA von 0,4 Mio. Euro. Eine realistische Annahme, wobei wir beim Gewinn etwas weniger erwarten. Mit einem 2021er-KGV von 2 ist die Aktie aber spottbillig. Uns gefällt, dass der Vorstand auch die Zeit nach der Nachrüstung ins Auge fasst und an Lösungen arbeitet, bei denen Kraftstoff durch Energie und CO2 aus der Atmosphäre erzeugt wird. Die Finanzierungszusage eines US-Investors am Freitag (11.9.) über 15 Mio. Euro dürfte dabei helfen. Der Aktie gab sie 10% Auftrieb.
Wer das hohe Risiko nicht scheut, passt bei Baumot Rücksetzer ab und steigt bis 1,05 Euro ein. Stopp bei 0,80 Euro setzen.