geld- und fiskalpolitik

Powells Rede in Jackson Hole: Einknicken vor Trump?

Jerome Powells Rede in Jackson Hole sorgt für Aufsehen: Plötzlich stellt die Fed die Stabilität des Arbeitsmarkts in den Mittelpunkt. Trotz überhitzter Konjunktur reagieren die Märkte euphorisch – doch historisch waren Zinssenkungen oft der Auftakt für Bärenmärkte.

David Giesecke,
Donald Trump spricht zu Jerome Powell
Donald Trump spricht zu Jerome Powell © The White House

Die Rede von Jerome Powell am Freitag in Jackson Hole kann durchaus als ein Einknicken vor Donald Trump gewertet werden. Zwar wurde entgegen erster Schlagzeilen das 2%-Inflationsziel nicht offiziell aufgegeben. Powell machte jedoch klar, dass die Stabilität des Arbeitsmarkts nun Vorrang vor der Inflationsbekämpfung hat.

Zinssenkung wirkt politisiert

Angesichts von Aktienmärkten auf Allzeithoch und kontinuierlich nach oben revidierten BIP-Prognosen fällt es schwer, diese Rede als unpolitische Entscheidung zu interpretieren. Die unmittelbare Reaktion an den Märkten sprach Bände: Aktienkurse schossen nach oben, allen voran die von uns als besonders attraktiv eingeschätzten amerikanischen Small Caps. Interessanterweise legten auch die Anleihemärkte zu – eine auf den ersten Blick kontraintuitive Bewegung. Schließlich bedeutet die Vernachlässigung der Inflationsgefahr, dass Anleihehalter im Falle einer anziehenden Inflation zu den größten Verlierern gehören würden. Der Markt dürfte jedoch bereits einkalkulieren, dass eine solche Politik ohne weitere Eingriffe wie eine Zinskurvenkontrolle kaum durchzuhalten wäre.

Nach Powells Rede kletterte laut FedWatch-Tool der CME die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung im September auf 85%.

Zinssenkungen: Chance oder Warnsignal?

Historisch waren Phasen sinkender Zinsen selten ein guter Nährboden für Aktien: Sowohl vor dem Crash 2020 als auch vor der Finanzkrise 2008 und dem Platzen der Dotcom-Blase hatte die Fed bereits mit Zinssenkungen begonnen. Entscheidend für die Börsen sind nicht die Senkungen selbst, sondern die Erwartungen daran.

Der entscheidende Unterschied zur Vergangenheit liegt jedoch darin, dass Zinssenkungen damals in Phasen realer wirtschaftlicher Schwäche erfolgten. Heute jedoch senkt die Fed in eine überhitzte Konjunktur hinein. Anleger sollten sich dennoch bewusst machen, dass die historische Korrelation zwischen Zinssenkungen und anschließenden Bärenmärkten nicht zu unterschätzen ist. Auch birgt eine aus dem Ruder laufende Inflation erhebliche Risiken und könnte Verwerfungen auslösen, noch bevor neue Interventionen greifen.

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