Finger weg von der Fed – Warum Trump Powell besser in Ruhe lassen sollte
Trump attackiert Jerome Powell seit Monaten mit Beleidigungen – und droht jetzt sogar mit juristischem Druck. Der Blick in die Geschichte zeigt, warum er darauf verzichten sollte, Powell vorzeitig aus dem Amt zu drängen.

Es ist schon bemerkenswert, mit welchen Kraftausdrücken Präsident Donald Trump in den vergangenen Monaten Jerome Powell, den Chef der US-Notenbank, bedacht hat. Die Liste reicht vom tatenlosen Zauderer („Too Late Jerome“) bis hin zu direkten Beleidigungen („a real dummy”, “numbskull”, “moron“). Fast noch bemerkenswerter ist, wie stoisch Powell, der als Fed-Chef die US-Wirtschaft seit sieben Jahren sicher durch schwierige Zeiten gesteuert hat, diese Schmähungen erträgt.
Die Finanzmärkte hoffen, dass Powell auch die gerade anlaufenden schrägen juristischen Winkelzüge übersteht, ihn wegen angeblicher Falschaussagen zum Renovierungsprozess am Hauptsitz der Fed zu belangen. Das Vorgehen grenzt an einen politischen Missbrauch der Justiz, der an frühere Zustände in korrupten Ländern wie Argentinien erinnert.
Die Märkte hoffen auf Powell
Nein, auch wenn der Allianz-Chefberater Mohamed El-Erian Powell gerade rät, zum Schutz der Fed zurückzutreten – aus Sicht der Finanzmärkte wäre es das Beste, wenn Powell in den verbleibenden zehn Monaten seiner Amtszeit als Chairman of the Board strikt das Fed-Mandat im Blick behielte, Inflation und Wirtschaft in der Balance zu halten. Auch bis zum Ende seiner Zeit als stimmberechtigtes Mitglied im Board of Governors (Ende Januar 2028) sollte er sein Gewicht in die Diskussionen einbringen.
Fed darf kein Erfüllungsgehilfe sein
Ein Blick in die Geschichte zeigt zudem, wie gefährlich es ist, wenn Notenbankchefs zum Erfüllungsgehilfen der Politik werden. In den 1970er Jahren beugte sich Arthur F. Burns dem Druck Richard Nixons. Die „Great Inflation“ mit Teuerungsraten von über 14% waren die Folge, erst Paul Volcker konnte in den 1980er Jahren mit schmerzhaft hohen Zinsen das Vertrauen in die Unabhängigkeit der Notenbank wiederherstellen. Für weitere Beispiele müssen wir gar nicht so weit in die Vergangenheit gehen: In der Türkei halbierte sich der Wert der Lira bis 2023, weil Präsident Recep Tayyip Erdoğan Notenbankchefs feuerte und trotz Inflationsraten von 80% die Zinsen senken ließ.
Trump beeinflusst die künftige Fed
In Washington sollten also die Alarmglocken läuten. Trump hat den Märkten mit Rekorddefiziten und explodierenden Schuldenquoten längst genug zugemutet. Vorstandschefs wie Jamie Dimon von JP Morgan warnen eindringlich vor Eingriffen in die Unabhängigkeit der Fed. Statt Politik auf dem Rücken der Zinskurven zu betreiben, sollte Trump seine Fiskalpolitik langfristig tragbarer gestalten. Mit dem Ersatz für die ausscheidende, als geldpolitische „Taube“ bezeichnete Adriana D. Kugler und der Neuvergabe des Postens des Chairmans wird Trump das Board of Governors der Notenbank 2026 ohnehin in die von ihm gewünschte Richtung beeinflussen können.