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Die Fed-Falken leben noch

„Ich denke, es ist unwahrscheinlich, dass der nächste Schritt eine Zinserhöhung sein wird“, gab sich Fed-Chef Jerome Powell nach der letzten Sitzung am 1.5. noch taubenhaft und löste damit eine fulminante Rally am Börsenparkett aus.

Dominik Görg,
Jerome Powell, Präsident der Federal Reserve
Jerome Powell, Präsident der Federal Reserve © Public Domain

Dass die Falken im geldpolitischen Rat aber nicht verstummt sind, zeigte das am Mittwochabend (22.5.) veröffentlichte FOMC-Protokoll der Sitzung. Um das Inflationsziel zu erreichen, könnte sogar eine restriktivere Politik nötig werden, argumentierte eine Gruppe von Fed-Mitgliedern. Die jüngst vermeldeten Verbraucherpreise, die mit 3,4% klar über dem 2%-Ziel liegen, lassen der datengetriebenen US-Notenbank derzeit kaum eine andere Wahl (vgl. PB v. 16.5.).

Neben den Inflations- und Arbeitsmarktdaten stehen bei den Entscheidungen der Fed aber auch Rohstoffpreise wie Öl klar im Fokus. Denn insbesondere Basisrohstoffe bleiben der Inflationskatalysator schlechthin (vgl. PB v. 21.5.). Die in Ferne gerückte Lockerung der Geldpolitik dämpft allerdings auch die US-Konjunktur und dürfte sich negativ auf die Nachfrage nach dem Schmierstoff der Wirtschaft auswirken. Die Ölpreise sanken so den dritten Tag in Folge. Nachdem der Preis pro Barrel West Texas Intermediate bis Mitte April auf fast 88 US-Dollar angestiegen war, kostet WTI aktuell mit 78 Dollar rd. 11% weniger. Unsicherheiten durch den plötzlichen Tod des iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi sorgten nur kurz für höhere Preise.

Teheran hatte seit der Amtseinführung von US-Präsident Joe Biden 2021 von niedrigeren Sanktionen und einer Duldung höherer Förderquoten profitiert. Biden wollte so den Preis drücken und die heimische Inflation abkühlen. Im Q1 exportierte das Mullah-Regime, der drittgrößte Produzent im Öl-Kartell Opec, daher so viel Öl wie seit sechs Jahren nicht mehr.

Wenn die Opec am 1.6. wie erwartet eine weitere Drosselung beschließt, wäre das positiv für die Inflationsentwicklung und damit für die Bullen am Markt. Derzeit spekuliert laut CME FedWatch Tool eine knappe Mehrheit auf eine erste Zinssenkung im September. Sicher ist das aber nicht. Für unseren Investment-Ansatz spielt die Fed-Politik aber ohnehin nur eine Nebenrolle. Profitables Wachstum in jedem Umfeld ist für uns wichtiger. dog

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