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Aktienmärkte – Was kommt nach der V-Erholung?

Die US-Aktienmärkte haben seit April eine beeindruckende Rally hingelegt – doch erste Anzeichen deuten auf eine mögliche Überhitzung hin. Positionierungsindikatoren schlagen aus, risikoreiche Assets holen rasant auf.

David Giesecke,
Aktienkurs auf Tafel
Aktienkurs auf Tafel © AdobeStock

Die Erholung der US-Aktienmärkte seit ihren Tiefs im April war beeindruckend und erinnert stark an die V-förmige Aufwärtsbewegung nach dem Crash im Jahr 2020. Charakteristisch für beide Rallys war, dass viele – insbesondere institutionelle Anleger – angesichts der gestiegenen Volatilität und dem Bruch wichtiger Unterstützungen dem Abwärtsdruck folgten und prozyklisch aus dem Markt ausstiegen. Die beinahe perlenschnurartige Bewegung nach oben erschwerte anschließend den Wiedereinstieg erheblich.

Anstieg an der Wall of Worry

Trotz der impulsiven Aufwärtsdynamik zeigten viele Positionierungsindikatoren noch lange eine Unterpositionierung an. Paradoxerweise trugen auch die immer wieder aufkommenden geopolitischen Risiken – insbesondere im Iran-Israel-Konflikt – zur Nachhaltigkeit der Rally bei. Diese Risiken erhöhten den Absicherungsbedarf der Investoren und verhinderten ein überhitztes Sentiment. Das anschließende Auflösen dieser Absicherungen führte regelmäßig zu einer Beschleunigung der Kursanstiege. Es handelte sich um eine klassische Rally entlang einer „Wall of Worry“ – einer Wand der Angst.

Dreht sich das Bild?

Inzwischen beginnt sich das Bild jedoch zu drehen. Erste Positionierungsindikatoren deuten wieder auf eine sehr optimistische Marktlage hin. So liegt der NAAIM-Indikator, der die Positionierung US-amerikanischer Asset-Manager misst, mit einem Wert von 99 am oberen Ende seiner historischen Bandbreite. Gleichzeitig befindet sich die Put/Call-Ratio mit 0,63 am unteren Ende der Bandbreite – ein Zeichen dafür, dass sich viele Investoren kaum noch absichern. Andere Indikatoren wie der Goldman Sachs Equity Sentiment Indicator zeigen noch eine durchschnittliche Positionierung.

Risk Assets holen auf

Ein weiteres Anzeichen für eine späte Phase der Rally ist die zuletzt impulsive Aufholbewegung bei risikoreichen Anlageklassen wie Krypto und Small Caps niedriger Qualität, die zuvor deutlich zurücklagen. Anleger sollten deshalb sorgfältig abwägen, ob eine deutliche Erhöhung des Portfoliorisikos jetzt nicht allzu prozyklisch wäre.

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