Ist der Intralogistiker Kardex die bessere Interroll?
Wenn sich die Wirtschaftsdynamik abkühlt, spüren zyklische Unternehmen häufig zuerst die Vorsicht ihrer Kunden, etwa in Form von verschobenen oder gar stornierten Investitionsprojekten. Dies führt zu schrumpfenden Auftragsbüchern und negativen Skaleneffekten infolge reduzierter Auslastung, was wiederum die Gewinnspanne drückt. Davon nicht ausgenommen ist der Sektor Intralogistik, der sich mit dem Transport, der Lagerung und Kommissionierung von Gütern innerhalb von Fabriken beschäftigt.
Jüngstes Beispiel: Die Schweizer Interroll (vgl. PB v. 8.8.). Doch innerhalb dieses Sektors gibt es auch Ausnahmen. Kardex liefert automatisierte Lager- und Transportsysteme für betriebliche Logistikprozesse und bietet damit, ähnlich wie Interroll oder Jungheinrich (siehe diese Ausgabe), eine Antwort auf den Fachkräftemangel.
Doch im aktuellen Umfeld ist Kardex vorteilhafter positioniert: 1) Das Kundenportfolio ist vielfältiger und stabiler (unter anderem in Bereichen wie Groß- und Einzelhandel, Energie, öffentlicher Dienst und Krankenhäuser). Der E-Commerce-Bereich steuert 10 bis 15% zum Umsatz bei, während es bei Interroll 20 bis 25% sind. 2) Kardex hat mit 3% des Umsatzes geringere jährliche Investitionsbedürfnisse als Interroll (6%). 3) Kardex-Produkte sind weniger kostenintensiv. Während Projekte bei Interroll oft in den Millionenbereich gehen, belaufen sie sich bei Kardex auf einige Hunderttausend. Bei der aktuellen Zinslage macht dies bei Finanzierungen einen Unterschied, weswegen Kardex kaum unter Projektverschiebungen leidet. Die Aufträge sind im 1. Hj. (per 30.6.) gar um 6% gestiegen, das Auftragsbuch um 17%. Der Umsatz liegt mit 335 Mio. Euro (+30%) auf einem Rekordniveau. Für das 2. Hj. erwarten wir ein weiterhin positives Momentum mit zweistelligem Umsatzwachstum und einer attraktiven EBIT-Marge von 13%.
Nicht zuletzt spielen auch die Bewertung und das Wachstum der Kardex-Aktie (191,00 CHF; CH0100837282) in die Karten: Sie ist niedriger bewertet (2024er-KGV: 22; Interroll: 27), wächst aktuell aber stärker (bis 2025: 24% p.a.; Interroll: +15% p.a.). Beide Unternehmen erzielen attraktive Renditen und verfügen über eine konservative Bilanz mit Netto-Liquidität. Diese hohe Rentabilität resultiert auch in starken operativen Cashflows, die den Investitionsbedarf bequem decken. js
Wegen des vorteilhaften Chance/Risiko-Verhältnisses empfehlen wir einen Einstieg bei Kardex. Den Stoppkurs setzen wir bei 138,50 CHF.